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Stele und Legende - Oapen

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Der „literarische narû“ als Definitionsproblem 105<br />

breites stilistisches Spektrum ab. Damit aber erweist sich Lewis’ “poetic style”<br />

weder als fÉr die narû-Literatur durchgÖngig gÉltig noch als distinktiv gegen-<br />

Éber authentischen Inschriften.<br />

5.5. Die terminologische Kritik von H. D. Galter<br />

Sechs Jahre nach Erscheinen von Lewis’ Studie zur Sargonlegende unterzog H.<br />

D. Galter die Genrediskussion um die „Pseudo-Autobiographien“ einer gr<strong>und</strong>legenden<br />

Kritik. 26 Galter gibt einen âberblick Éber die verschiedenen vorgeschlagenen<br />

Gattungsnamen der von ihm als „historisch-lehrhaft“ bezeichneten<br />

Literaturwerke <strong>und</strong> untersucht im Anschluss daran die TragfÖhigkeit des Konzepts<br />

der „Pseudo-Autobiographie“, das sich ihm aus zwei Kriterien konstituiert,<br />

die in aller voraufgegangenen Diskussion unisono fÉr charakteristisch gehalten<br />

werden: dem ErzÖhlmodus in erster Person <strong>und</strong> der Lehrhaftigkeit des Gehalts.<br />

Dem so umrissenen Genre ordnet Galter sechs Werke zu, 27 von denen vier von<br />

Sargon- <strong>und</strong> Narām-SÅn handeln; 28 die beiden anderen sind thematisch in der<br />

Kassiten- bzw. Isin II-Zeit angesiedelt. 29<br />

Galters Argumente sollen im Folgenden ausfÉhrlicher diskutiert werden, da<br />

sie einen hervorragenden PrÉfstein fÉr die vorgebrachten Definitionen liefern<br />

<strong>und</strong> so zur PrÖzisierung der Annahmen Éber die vorgeschlagene(n) Gattung(en)<br />

beitragen.<br />

26<br />

Vgl. H. D. Galter, „Probleme historisch-lehrhafter Dichtung in Mesopotamien“,<br />

CRRA 32 (1986), 71–79.<br />

27<br />

Vgl. ibid., 73 f.<br />

28<br />

Diese sind: 1) die Kuta-<strong>Legende</strong> mit ihren verschiedenen Fassungen, 2) die Geburtslegende<br />

Sargons, 3) die Narām-SÅn-ErzÖhlung BM 79987 = A. K. Grayson/E. Sollberger,<br />

RA 70 (1976), 115–122 <strong>und</strong> 126–128 = Text L, die eine Fassung des „GroÑe Revolte“-<br />

Themas darstellt, <strong>und</strong> 4) der Sargontext BRM 4 4. FÉr den Ausschluss der altbabylonischen<br />

„GroÑen Revolte“-ErzÖhlung aus Babylonien <strong>und</strong> Mari (Texte G <strong>und</strong> M, vgl. Kapitel<br />

4) scheint sich Galter der Auffassung von Grayson <strong>und</strong> Sollberger, l.c. 107 anzuschlieÑen,<br />

die dieses Werk, obgleich in erster Person erzÖhlend, nicht zur „narû-Literatur“<br />

bzw. zu den „Pseudo-Autobiographien“ zÖhlen mÇchten, da sein sprachlicher Stil<br />

sehr simpel, d. h. nicht-poetisch ist <strong>und</strong> eine „Schlussmoral“ fehlt (vgl. dazu BHLT, 8<br />

Anm. 11 unten, wo Grayson die Texte G/M mit Nachdruck aus den „Pseudo-Autobiographien“<br />

ausschlieÑt). Die Frage, inwieweit ein poetischer Sprachstil fÉr das Genre<br />

distinktiv ist <strong>und</strong> wo hier die Grenze zu ziehen wÖre, ist durchaus diskussionswÉrdig; das<br />

Fehlen einer „Schlussmoral“ bzw. einer die Nachwelt instruierenden Schlusspassage hingegen<br />

ist mit dem Umstand zu erklÖren, dass mit grÇÑter Wahrscheinlichkeit der Schluss<br />

des Textes nicht Éberliefert ist.<br />

29<br />

Isin II: K 2660, ediert von H. Tadmor, JNES 17 (1958), 137 ff.; Kassiten: CT 46 49<br />

<strong>und</strong> 50.

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