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Stele und Legende - Oapen

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„Sargon in der Fremde“ (TIM 9 48) 249<br />

Vers, der jeweils den akkadischen Tribut nennt, ist in beiden Texten beschÖdigt<br />

<strong>und</strong> unklar, doch scheint es, dass auch hier sinnÖndernde Differenzen vorhanden<br />

sind. In beiden Versen ist zweimal Akkade erwÖhnt, doch wÖhrend in AO 6702<br />

ak-ka-di jeweils als Attribut zu mandattu „Tribut“ fungiert, scheint dies in TIM<br />

9 48 nur einmal der Fall zu sein, wÖhrend im zweiten Fall die syntaktische Funktion<br />

von a-ka-di ganz unklar bleibt. Schlieàlich scheint å(-)lu-li-im am Ende<br />

von Z. iii 17ä in AO 6702 keine Entsprechung zu haben.<br />

An den ëbereinstimmungen zwischen beiden Textpassagen sind zwei Merkmale<br />

besonders hervorzuheben:<br />

1. Beide Passagen weisen dieselbe Anordnung der ErzÖhlzÑge auf: Der ErwÖhnung<br />

von neun feindlichen Festungen bzw. StÖdten folgt das Binden von<br />

Mensch <strong>und</strong> Tier <strong>und</strong> die Einnahme Simurrums. Anschlieàend ist in beiden Texten<br />

in weitgehend gleicher Wortwahl von den akkadischen Tributen <strong>und</strong> der<br />

vÜlligen ZerstÜrung der feindlichen Stadt die Rede. 23<br />

2. In beiden Texten heiàt es Ñber den Sieg Ñber Simurrum fast wÜrtlich Ñbereinstimmend,<br />

dass Sargon „damals“ (inūmīšuma / ina ūmīšuma) das Land Simurrum<br />

geb<strong>und</strong>en, d. h. besiegt habe.<br />

Im vorhergehenden Kapitel wurde der Ausdruck ina ūmīšuma in AO 6702 als<br />

Zeichen dafÑr gewertet, dass der Text zu einem den KÜnigsinschriften gemÖàen<br />

ErzÖhlstil gewechselt hat. Der sich anschlieàende Bericht Ñber das FortfÑhren<br />

von Tributen <strong>und</strong> der ZerstÜrung von Simurrums Hauptstadt wurde ebenfalls<br />

dem nicht-epischen, inschriftlichen Stil zugeordnet. Wenn sich dieselbe stilistische<br />

Gestalt innerhalb desselben GefÑges von Motiven <strong>und</strong> ErzÖhlzÑgen nun<br />

fast unverÖndert in einem anderen Text wiederfindet, der sonst Ñber weite Strecken<br />

von AO 6702 abweicht <strong>und</strong> auch in der Gesamtstruktur von diesem verschieden<br />

ist, 24 <strong>und</strong> die Differenzen zwischen beiden Texten als Beleg dafÑr<br />

genommen wurden, von nicht abschreibender ëberlieferung auszugehen, stellt<br />

sich die Frage, wie der Eingang dieses Inschriftenstils in beide schriftliche Kompositionen<br />

im Zusammenhang derselben ErzÖhlpassage zu erklÖren ist.<br />

Die plausibelste LÜsung dieses Problems ist, fÑr die Sargon-Epen statt einer<br />

rein mÑndlichen oder sagenhaften ëberlieferung eine memorierende ëberlieferung<br />

anzunehmen, die aus verschrifteten Sargon-Epen, der Ñbrigen Schriftliteratur<br />

im Allgemeinen <strong>und</strong> mÑndlichen Sagen gemeinsam gespeist war. Wieviel<br />

aus letzterer Quelle stammt, bleibt unklar; dass aber die schriftliterarische Tradition<br />

auch in den Sargon-Epen ihren Niederschlag gef<strong>und</strong>en hatte, wurde in<br />

diesem <strong>und</strong> im vorigen Kapitel bereits an mehreren Stellen, etwa der Diskussion<br />

23<br />

FÑr den Zusammenhang der neun Festungen mit Simurrum vgl. die Diskussion oben<br />

S. 162 f.<br />

24<br />

So ist in Kol. iii <strong>und</strong> iv von TIM 9 48 im Gegensatz zu AO 6702 mindestens von<br />

zwei FeldzÑgen die Rede; fÑr Kol. i <strong>und</strong> ii besteht dagegen die MÜglichkeit, dass ihr<br />

Inhalt der verlorengegangenen Tafel entspricht, die AO 6702 wahrscheinlich vorausging.

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