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Stele und Legende - Oapen

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184 Formale Analyse der fiktionalen narÄs<br />

durch eine innere Stimme, worauf die Vermeidung des Verbums zakāru hindeutet.<br />

58<br />

SchmÄckende BeiwÑrter, die mit ihrem Bezugswort zu einer phraseologischen<br />

Einheit verschmolzen sind, stellen ein typisches Stilmittel akkadischer<br />

Poesie (Lyrik <strong>und</strong> Epik) dar; 59 sie sind in der Kuta-<strong>Legende</strong> zahlreich vertreten:<br />

ilānu rabÄtu „groàe GÑtter“ (Z. 11, 22, 32; 75, 78, 127, 147); Šamaš qurādu (Z.<br />

13; 25; 77); bēl elâti u šaplāti (als Epitheton von Šamaš, Z. 26); šaššūru Bēlet-ilī<br />

(Z. 35); šūpÄ bānÄtu (Z. 37); šadÄ ellūtu (Z. 47); guḫšÄ ellūtu (Z. 16, 74, 110);<br />

zagmukku ellūtu (Z. 106); tēråtu ellūtu (Z. 107); Dilbat elletu (Z. 128).<br />

Auf dem Gebiet der Bildersprache fÉllt der Bef<strong>und</strong> relativ dÄrftig aus. Die<br />

Kuta-<strong>Legende</strong> ist nur sparsam mit Metaphern bestÄckt: rē’Äm „Hirte“ fÄr<br />

„KÑnig“ (Z. 92 <strong>und</strong> evtl. 146 [rē’]i kiššati); VÑgel (iṣṣūr ḫurri <strong>und</strong> āribu) als<br />

Vergleichsbild fÄr die Feindhorden, die damit als dÉmonische Unterweltsgestalten<br />

gezeichnet werden (Z. 31); šipir Enlil „Werk Enlils“, womit gleichfalls<br />

die Feindhorden als feindselige DÉmonen charakterisiert werden (Z. 68), <strong>und</strong> zēr<br />

ḫalqātç „Brut der Gesetzeslosen (?)“ (Z. 130). Wenn Ea in der GÑtterversammlung<br />

die von den GÑttern auf die Erde geschickte abūbu „Flut“ beklagt (Z.<br />

97 ff.), so ist sie dem Zusammenhang gemÉà als mythisches Vergleichsbild fÄr<br />

das unaufhaltsame Feindheer aufzufassen. AusdrÄcke wie šapram maḫāṣu „den<br />

Schenkel schlagen“ als Geste des Aufbruchs (Z. 48) oder pagrī u pūtī „mein<br />

Leib <strong>und</strong> meine Stirn“ fÄr „mich selbst“ (Z. 29 <strong>und</strong> 93; vgl. pūtu allein in Z. 165<br />

<strong>und</strong> 178) sind dagegen vermutlich nicht poetisch, sondern der Metaphorik der<br />

Alltagssprache entnommen. Ebenso sind Zweifel angebracht, ob der namzaq<br />

ilāni rabÄti „SchlÄssel der groàen GÑtter“ (Z. 78 <strong>und</strong> 127) eine poetische, d. h.<br />

nicht der technischen Sprache der Opferschauer angehÑrende Metapher darstellt.<br />

Und in dem Vers lullik kī mār ḫabbāti ina megir libbīja „Ich will wie ein RÉuber<br />

nach eigenem belieben ziehen“ (Z. 82) bleibt das Vergleichsbild konventionell,<br />

da es das gr<strong>und</strong>legende Merkmal eines RÉubers ist, nicht die gesetzten Vorschriften<br />

– in Narām-SÇns Fall: die Omina – zu achten.<br />

Schlieàlich ist ein wesentliches inhaltliches Merkmal zu nennen, das die<br />

Kuta-<strong>Legende</strong> mit der Äbrigen akkadischen Epik teilt: die mythische Dimension.<br />

WÉhrend in den prosaischen narÄs die GÑtter keine aktive Rolle spielen, lediglich<br />

abstrakt dargestellt werden <strong>und</strong> nur durch Gebet oder Schwur erreichbare<br />

Instanzen sind, werden in der Kuta-<strong>Legende</strong> die GÑtter als leibhaftig handelnde<br />

Personen inszeniert. Die groàen GÑtter erschaffen die Feindhorden <strong>und</strong> deren<br />

Heimstatt unter der Erde; Tiāmat sÉugt sie, Bēlet-ilī gestaltet sie (Z. 32 ff.). Der<br />

Dichter prÉsentiert einen Disput zwischen Ea <strong>und</strong> den anderen GÑttern Äber die<br />

58<br />

Unklar; das Verb ist leider abgebrochen, doch sprechen die Spuren gegen eine ErgÉnzung<br />

iz-za-a[k!-kar].<br />

59<br />

Als solche sind sie natÄrlich auch in den lyrisch-preisenden Passagen authentischer<br />

KÑnigsinschriften enthalten, kaum jedoch in deren erzÉhlenden Passagen.

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