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Stele und Legende - Oapen

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50 MAD 1 172<br />

haben kÇnnen. 69 Doch auch das ist keineswegs sicher: Die GroÉe Revolte selbst<br />

ist das prominenteste Beispiel fÄr ein Thema, das sich sowohl in den Inschriften<br />

wie in den <strong>Legende</strong>n findet. Weitere legendarische Beispiele, die Westenholz<br />

zum Teil auch selbst anfÄhrt, 70 sind Sargons FeldzÄge gegen Kazallu, Kilikien,<br />

Mardaman <strong>und</strong> dem Zedernwald sowie Narām-SÜns FeldzÄge gegen Manum von<br />

Makan <strong>und</strong> Rīš-Adad von Apišal. Alle angefÄhrten Ereignisse, Gegenden, Ortschaften<br />

71 <strong>und</strong> Personennamen finden sich auch in den Inschriften, obgleich die<br />

FeldzÄge dort zum Teil anderen Akkade-KÇnigen, die Namen der feindlichen<br />

KÇnige zum Teil anderen LÅndern zugeordnet sind. Die Beispiele werden, da sie<br />

Äberwiegend die altbabylonische Tradition betreffen, in Kapitel 4 noch ausfÄhrlich<br />

besprochen werden. 72 Es ist hÇchst unwahrscheinlich, dass all diese historischen<br />

Ereignisse <strong>und</strong> Details, die die Akkade-KÇnige inschriftlich Äberliefern<br />

lieÉen, zugleich mÄndliche Sagentraditionen gestiftet haben sollen, auf die dann<br />

die <strong>Legende</strong>n zurÄckgegriffen hatten. Es gibt zwar auch legendarische Themen<br />

<strong>und</strong> Motive, die in den Inschriften keine Entsprechungen haben – so etwa der<br />

Name des Landes Apišal, gegen das Narām-SÜn zieht, das „Land des Ūtarapaštim“,<br />

das Sargon erobert (das allerdings, wie es scheint, mit Simurrum<br />

identisch ist) oder Sargons Zug durch einen finsteren Wald. Die meisten der<br />

Orts- <strong>und</strong> Personennamen aber, die auch aus den Inschriften bekannt sind, dÄrften<br />

die <strong>Legende</strong>n aus den Inschriften selbst entlehnt haben. Sie steigerten damit<br />

die HistorizitÅt des ErzÅhlten; eine mÄndliche Ñberlieferung der Ereignisse verbÄrgen<br />

sie damit nicht. 73<br />

Das Thema der GroÉen Revolte stellt vielleicht eine Ausnahme dar, da es in<br />

der legendarischen Tradition eine starke Verbreitung gef<strong>und</strong>en hatte. Doch auch<br />

hier stimmt eher skeptisch, dass das Thema, ohne Zweifel zuerst in den Inschriften<br />

Narām-SÜns literarisch geworden, schon altakkadisch als verschriftete <strong>Legende</strong><br />

belegt ist, <strong>und</strong> wirft die Frage auf, ob nicht sogar eine bis in die altakkadische<br />

Zeit zurÄckreichende literarische, d. h. verschriftete Tradition des ErzÅhlstoffs<br />

denkbar ist. Diese Frage wird im nÅchsten Abschnitt diskutiert werden.<br />

Gewiss hat es in allen Epochen der altmesopotamischen Literaturgeschichte<br />

eine reichhaltige mÄndliche ErzÅhlkultur gegeben. Sicherlich werden ihr auch<br />

historische Heldensagen angehÇrt haben, die ihren Einfluss auf die verschriftete<br />

69<br />

Vgl. OBO 160/3 (1999), 23 mit Anm. 30: “[The tradition] was not derived from the<br />

extant Sargonic royal inscriptions [ . . . ]. At most, there was a marginal influence from<br />

the original inscriptions on the wording of some specific passage, or titulary.”<br />

70<br />

Vgl. ibid. 23 Anm. 29.<br />

71<br />

Mit Ausnahme von Apišal; zu Rīš-Adad siehe oben S. 45 Anm. 59.<br />

72<br />

Vgl. unten S. 222 f.<br />

73<br />

Eine Åhnliche Auffassung vertritt J.-J. Glassner, RA 79 (1985), 120, wenn er die<br />

konkrete Wahl der Ortsnamen in AO 6702 <strong>und</strong> TIM 9 48 fÄr nebensÅchlich hÅlt: „Peut<br />

importe donc la destination exacte, c’est l’exploit militaire lui-m°me dont les scribes<br />

voulaient garder le souvenir.“

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