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Stele und Legende - Oapen

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170 Formale Analyse der fiktionalen narÄs<br />

7.2.1. Die Einleitung<br />

Der inschriftliche Rahmen fiktionaler narÄs ist in drei verschiedenen AusprÄgungen<br />

Éberliefert, von denen die ersten beiden mit authentischen Inschrifteneinleitungen<br />

direkt vergleichbar sind. Dabei ist zu berÉcksichtigen, dass von<br />

den zwÅlf fiktionalen narÄs nur sechs fÉr die verschiedenen Einleitungen zeugen<br />

kÅnnen (die Texte A1, 2, 3, 6, 8, 9), da bei den Ébrigen Texten die AnfÄnge<br />

abgebrochen oder – wie bei der Auszugstafel VS 17 42 – nicht mitgeteilt sind.<br />

1. Schema: G ot t heit (en) – K Ånig – his t or is cher Ber icht<br />

„Die GroÑe Revolte gegen Narām-Sån“ (G/M): Enlil issu Ilaba eṭel ilī –<br />

Narām-Sàn šarrum dannum šar Akkade šar kibrāt arba’i . . . . .<br />

Bei diesem syntaktischen Schema stehen die Namen einer oder mehrerer angerufener<br />

Gottheiten am Anfang der Inschrift, gefolgt von der Nennung des Inschriftenurhebers,<br />

die zumeist durch Epitheta <strong>und</strong> Titel erweitert ist. AnschlieÑend<br />

folgt stets ein historischer Bericht. Bau- <strong>und</strong> Weihinschriften folgen demgegen-<br />

Éber einem anderen Schema: Dort wird der am Inschriftenanfang genannte Gott,<br />

dem der Bau bzw. die Weihung gewidmet ist, von ana regiert bzw. mit einem<br />

sumerischen Dativ -r (a ) versehen, 30 <strong>und</strong> es folgt auf den Namen des Inschriftenurhebers<br />

die Nennung des Bau- oder Kunstwerks, das dem Gott zugeeignet<br />

wird. Beide Inschriftentypen sind somit formal <strong>und</strong> inhaltlich deutlich geschieden.<br />

Das Inschriftenschema mit vorangestellter Gottesanrufung ist in den altakkadischen<br />

Inschriften hÄufiger zu belegen. 31 Der einzige fiktionale narÄ, der diesem<br />

Schema folgt, ist die altbabylonische <strong>Legende</strong> von der GroÑen Revolte<br />

gegen Narām-Sån G/M. 32 Dieses Werk kopiert damit exakt den Anfang der<br />

authentischen GroÑe Revolte-Inschrift Narām-Såns, die dem Text als Vorlage<br />

gedient hatte.<br />

30<br />

Dem Schema einer Bauinschrift folgt strikt die Lugalanem<strong>und</strong>u-Inschrift (s. o.), in<br />

der die GÅttin Nintu mit einer Reihe von Epitheta im Dativ voransteht ( dN i n - t u . . .<br />

n i n - k i - ñ g - g ñ - n i - i r , vgl. H. G. GÉterbock, ZA 42 [1934], 40). Da ich diese Inschrift<br />

jedoch als nur fingiert, nicht aber als fiktional einstufe, bleibt sie hier unberÉcksichtigt.<br />

31<br />

Vgl. I. Gelb/B. Kienast, FAOS 7 (1990), 87f. Anm. 1 <strong>und</strong> B. Kienast, FAOS 8<br />

(1994), 336 Anm. 1.<br />

32<br />

Gegen A. Poebel, Miscellaneous Studies, 23–42, der die Struktur des Textes mit dem<br />

traditionellen Schema einer Bau- <strong>und</strong> Weihinschrift zu erklÄren sucht. Sein Modell ist<br />

schon deshalb obsolet, weil die authentische GroÑe Revolte-Inschrift, die G/M adaptiert,<br />

allein Enlil gewidmet ist, wÄhrend sie am Textanfang Enlil <strong>und</strong> Ilaba anruft, vgl. Wilcke,<br />

ZA 87 (1997), 25 sub J xi 9–13.

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