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Stele und Legende - Oapen

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128 Der „literarische narÄ“ als Definitionsproblem<br />

schlieÑender Lehre fÉr spÖtere FÉrsten gestaltet sind, 85 sind fÉr Schaudig „sicher<br />

nicht zufÖllig“ <strong>und</strong> Indiz dafÉr, dass die Kuta-<strong>Legende</strong> fÉr diese Inschriften als<br />

Vorbild gedient habe <strong>und</strong> dabei ihrerseits fÉr eine reale KÇnigsinschrift gehalten<br />

wurde:<br />

Sehr wahrscheinlich zeigt sich darin eine bewuÑte Anlehnung an die sicher als<br />

„authentisch“ aufgefaÑte Inschrift dieses von Nabonid anscheinend besonders<br />

geschÖtzten KÇnigs. (ibid. 50)<br />

Es lieÑe sich indes auch anders argumentieren. Das bloÑe Strukturmerkmal einer<br />

am Textende stehenden Lehre fÉr kÉnftige KÇnige in den von Schaudig angesprochenen<br />

Nabonid-Inschriften mag vielleicht aus der Kuta-<strong>Legende</strong> entlehnt<br />

sein, obgleich diese Annahme nicht zwingend ist. 86 Der Rest der betreffenden<br />

85 Schaudig verweist auf folgende Texte (Siglen nach seiner Textausgabe): Die in zwei<br />

Exemplaren Éberlieferte „Ḫarrān-<strong>Stele</strong>“ (Text 3.1), der in 75 Exemplaren Éberlieferte<br />

„Eḫulḫul-Zylinder“ (Text 2.12), das Fragment des „Steinmauer-Zylinders“ (Text 2.25 a )<br />

<strong>und</strong> die in zwei Exemplaren Éberlieferte „Adad-guppi-<strong>Stele</strong>“ (Text 3.2).<br />

86 Der didaktische Schluss beginnt in der Kuta-<strong>Legende</strong> wie folgt: atta mannu lū<br />

iššakku u rubÄ lū mimma šanéma ša ilu inambūšu šarrūta ippuš „Wer immer du seist,<br />

Gouverneur oder FÉrst oder irgendjemand sonst, den ein Gott berufen wird, das KÇnigtum<br />

auszuÉben“. Im Eḫulḫul-Zylinder lautet der Anfang der Didaxe: mannu atta ša d Sãn<br />

u d Šamaš ana šarrūtu inambūšuma „Wer immer du seist, den SÅn <strong>und</strong> Šamaš zum<br />

KÇnigtum berufen werden“, im Ḫarrān-Zylinder Öhnlich: mannu atta ša d Sãn ana šarrūtu<br />

inambūkamu (vgl. Nabonid, 149 oben). Die Formulierung der Adad-guppi-<strong>Stele</strong> kommt<br />

der Kuta-<strong>Legende</strong> noch am nÖchsten: [mannu] atta lū šarru lū ru[bÄ . . . ]. Der<br />

Formulierung atta mannu in der Kuta-<strong>Legende</strong> steht bei Nabonid dreimal die Formel<br />

mannu atta gegenÉber. Lediglich der Steinmauer-Zylinder weicht davon ab <strong>und</strong> schreibt<br />

[mannu rub]Ä arkÄ [ša d Šamaš i]nambūšum[a], allerdings hegt Schaudig Zweifel<br />

darÉber, ob dieser stark fragmentarische Text auch Nabonid zuzuweisen ist. Kurzum:<br />

Die phraseologischen Gemeinsamkeiten der didaktischen SchlÉsse von Nabonids Inschriften<br />

mit der Kuta-<strong>Legende</strong> beschrÖnken sich auf die Verwendung der Pronomina<br />

atta <strong>und</strong> mannu sowie eines nachfolgenden, mit ša eingeleiteten Nebensatzes mit einer<br />

oder mehreren Gottheiten als Subjekt <strong>und</strong> nabÄ als PrÖdikat im PrÖsens (zum Vergleich:<br />

Die Geburtslegende Sargons formuliert [man]nu šarru š[a] ilé arkīja „Welcher KÇnig<br />

auch immer nach mir emporkommen wird“). Es ist fraglich, ob diese Gemeinsamkeiten<br />

signifikant genug sind, um eine direkte Inspiration durch die Kuta-<strong>Legende</strong> zu postulieren.<br />

Inhaltlich finden sich in den didaktischen Passagen der Nabonid-Texte kaum<br />

Parallelen zur Kuta-<strong>Legende</strong>. Auch ist Schaudigs Argument, Nabonid habe Narām-SÅn<br />

„besonders geschÖtzt“, zu relativieren. Narām-SÅns Name fÖllt in Nabonids Inschriften<br />

ausschlieÑlich im Zusammenhang mit der Suche nach den alten, von Narām-SÅn gelegten<br />

Gr<strong>und</strong>rissen des Ebabbar in Sippar <strong>und</strong> des E’ulmaš in Akkade, die Nabonid diesen<br />

Gr<strong>und</strong>rissen gemÖÑ wieder neu aufrichten wollte (vgl. die im Index Nabonid, 710 links<br />

verzeichneten Stellen). Die sich zweifellos darin ausdrÉckende Ehrerbietung gegenÉber<br />

einem sagenhaften KÇnig bringt Nabonid aber bei der Suche nach originÖren Tempelf<strong>und</strong>amenten<br />

nicht anders auch Sargon von Akkade entgegen (vgl. Nabonid, 454 Text

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