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Stele und Legende - Oapen

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MAD 1 172 45<br />

Wahrscheinlicher sind hier mit den śadu’ē (bwz. śadwē) die fernen BerglÅnder,<br />

insbesondere im Norden, gemeint. Das aber bedeutet, dass die Steintafelinschrift<br />

Narām-SÜns Triumph Äber die GroÉe Revolte Ipḫur-Kišs <strong>und</strong> Amargirids<br />

mit seinen KriegszÄgen in fernere Regionen, nach Makan, Ebla, Armānum<br />

<strong>und</strong> dem Zedernwald oder auch an die Quellen von Tigris <strong>und</strong> Euphrat, ineinandergesetzt<br />

<strong>und</strong> so zur Totale einer einzigen, heroischen Leistung gesteigert<br />

hat. Hierzu passt, dass Narām-SÜn im Anschluss an die oben zitierte Passage der<br />

Inschrift berichtet, dass er die Quellen des Euphrat <strong>und</strong> Tigris erreicht <strong>und</strong> im<br />

Amanusgebirge Zedern fÄr den Ištartempel geschlagen habe – gleichfalls<br />

Ereignisse, die in keinem Zusammenhang mit der GroÉen Revolte stehen. 58<br />

Unter dieser Perspektive gelangt ein anderer Kandidat in das Blickfeld, der<br />

sich hinter dem gesuchten dritten KÇnig verbergen kÇnnte: Rīd-Adad von<br />

Armānum. 59 Er ist neben Ipḫur-Kiš <strong>und</strong> Amar-girid der einzige LUGAL, von<br />

dem aus den Inschriften bekannt ist, dass Narām-SÜn ihn gefangen genommen<br />

hat. Es lassen sich freilich auch Argumente gegen diese Hypothese anbringen.<br />

So sagt die Inschrift, die die Gefangennahme von Rīd-Adad berichtet, nichts darÄber,<br />

ob Rīd-Adad auch nach Nippur vor Enlil gefÄhrt worden ist. Insbesondere<br />

der RÄckbezug des Personalpronomens śunūti in der oben zitierten Passage der<br />

Inschrift Nar. 3 auf die neun Schlachten scheint die drei gefangenen KÇnige unmissverstÅndlich<br />

mit der GroÉen Revolte zu verbinden. Jedoch kÇnnte hier der<br />

Verfasser der Inschrift in seinem Streben nach einer „r<strong>und</strong>en“ Darstellung, die<br />

die grÇÉten Erfolge des KÇnigs zusammenfasste – <strong>und</strong> zu ihnen rechnete Narām-<br />

SÜn offenk<strong>und</strong>ig die Niederschlagung der GroÉen Revolte <strong>und</strong> das VorfÄhren<br />

gefangener KÇnige vor Enlil –, den dritten gefangenen KÇnig den beiden anderen<br />

zugeschlagen haben.<br />

58 Dieselbe Passage dieser Narām-SÜn-Inschrift wird auch von B. Pongratz-Leisten in J.<br />

RÄpke, Von Gìttern <strong>und</strong> Menschen erzçhlen, 24 auf „Funktion <strong>und</strong> Inhalt“ der KÇnigsinschriften<br />

befragt <strong>und</strong> diskutiert. Die von ihr festgestellten gestalterischen Mittel sieht<br />

sie ebenfalls in ideologischer Funktion, der der moderne historiographische Exaktheitsanspruch<br />

vÇllig fremd ist: „Es werden Handlungen in die Narrative eingefÄgt, die fÄr die<br />

ideologische Rolle des KÇnigs, aber nicht fÄr den historischen Verlauf wichtig sind. Die<br />

fÄr die Historiographie wesentlichen Elemente der Chronologie von Ereignissen <strong>und</strong><br />

ihrer KausalitÅt spielen keine Rolle.“ Im Gegensatz zu Pongratz-Leisten wÄrde ich jedoch<br />

die darstellerischen Mittel der KÇnigsinschriften nicht als „fiktional“ im Sinne der<br />

literaturwissenschaftlichen Terminologie bezeichnen wollen; vgl. dazu unten Kap. 5 <strong>und</strong><br />

6, besonders S. 124–127.<br />

59 Nar. C 5, Z. 67 <strong>und</strong> 93, vgl. I. Gelb/B. Kienast, FAOS 7 (1990), 257; D. Frayne, RIME<br />

2 (1993), 134, Z. ii 2 <strong>und</strong> 28. Rīd-Adad, der in der Inschrift einmal Ri-DA- d IŠKUR,<br />

einmal Ri-ID- d IŠKUR geschrieben ist, wird hÅufig als identisch mit dem nur „literarisch“<br />

Äberlieferten KÇnig Rīš-Adad von Apišal angesehen; dessen Name ist in einem<br />

fiktionalen narè Äber die GroÉe Revolte, in historischen Omina <strong>und</strong> in einer<br />

babylonischen Chronik Äberliefert. Vgl. dazu unten S. 83 f.

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