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Stele und Legende - Oapen

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Šar tamḫāri 255<br />

Um die Fragen zum Genre des Textes im VerhÄltnis zur Ébrigen babylonischen<br />

Epik umfassend zu klÄren, mÉssen zunÄchst die generellen sprach- <strong>und</strong><br />

Éberlieferungsgeschichtlichen VerhÄltnisse im Šar tamḫāri untersucht werden.<br />

HierfÉr ist die Diskussion der sprachlichen Ausgestaltung des Textes auf graphischer<br />

<strong>und</strong> grammatisch-stilistischer Ebene erforderlich. Das Ziel ist somit nicht,<br />

eine Abkunft von dem einen oder anderen literarischen Werk aufzudecken.<br />

Ebenso geht es hier nicht um das Aufzeigen der Wurzeln des Textes in einem<br />

bestimmten Sprachzustand des Babylonischen, um so die „ursprÉngliche“ Erdichtung<br />

des Šar tamḫāri in einem Epochenabschnitt, etwa der altassyrischen<br />

Zeit, wahrscheinlich zu machen. Auf eventuelle genetische Beziehungen zu anderen<br />

Texten oder bestimmten sprachgeschichtlichen Epochen wird im letzten<br />

Abschnitt dieses Kapitels zurÉckgekommen. 2<br />

10.1. Zur Sprache des Šar tamḫāri<br />

10.1.1. Graphie, Morphologie, Lexikon <strong>und</strong> Syntax<br />

Vom Anbeginn der Erforschung des Šar tamḫāri hatte die Graphie des Textes<br />

besonderes Augenmerk auf sich gezogen, wobei das Herkommen der Zeichenformen<br />

<strong>und</strong> der graphischen ReprÄsentation von Phonemen <strong>und</strong> Silben aus dem<br />

Hethiterreich konstatiert wurde. 3 Zu dieser Beobachtung fÉgt sich der Umstand,<br />

dass aus Ḫattuša eine hethitischsprachige Version des Šar tamḫāri bekannt ist. 4<br />

Dazu passt insbesondere auch, dass die Ögypter die Keilschrift háchstwahrscheinlich<br />

im 15. Jahrh<strong>und</strong>ert von den Hethitern erlernt haben. 5 In der schulischen<br />

Vermittlung des Akkadischen hatte der Šar tamḫāri-Text denn auch<br />

seinen vorrangigen Ort. Aus eben diesem Gr<strong>und</strong> haben die hethitischen Zeichenformen<br />

des Textes allein aber auch keine Aussagekraft in Hinblick auf die phy-<br />

2<br />

Das Šar tamḫāri wurde von S. Franke in ihrer in Privatdruck veráffentlichten Dissertation<br />

Das Bild der KÉnige von Akkad in ihren Selbstzeugnissen <strong>und</strong> der Überlieferung<br />

(Hamburg 1989), 169–265 detailliert sprachlich analysiert. Von ihrer Arbeit hat dieser<br />

Abschnitt besonders profitieren kánnen. Ich máchte mich bei S. Franke herzlich dafÉr<br />

bedanken, dass sie mir ihre Arbeit zur VerfÉgung gestellt hat.<br />

3<br />

Vgl. O. Schroeder, MDOG 55 (1914), 40, der den Duktus der Tafel als „hethitisch“<br />

bezeichnete.<br />

4<br />

Vgl. H. G. GÉterbock, MDOG 101 (1969), 14–26.<br />

5<br />

Vgl. hierzu G. Wilhelm, Fs. Helck (1984), 643–653; G. Beckman, JCS 35 (1983),<br />

112f.; D. O. Edzard, Proceedings of the Ninth World Congress of Jewish Studies 8 (Jerusalem<br />

1988), 27–33; S. Izre’el, AST, 10. Neben dieser „Ḫattuša-Schule“ wird von den<br />

Assyriologen auch der Einfluss mitannischer bzw. syrischer Schreiber in Ögypten erwogen;<br />

vgl. dazu Wilhelm, ibid. <strong>und</strong> Izre’el, ibid.

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