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Stele und Legende - Oapen

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Šar tamḫāri 273<br />

wÄrde. So lieâe sich auch von einer SÇkularisierung der Motive sprechen. Die<br />

geringe Bedeutung der gÅttlichen Rollen ist korreliert mit einer naiv-anschaulichen<br />

Darstellung der Welt <strong>und</strong> ihres Geschehens, die in erster Linie das<br />

Geschick der menschlichen HandlungstrÇger in den Blick nimmt. Bleibt dieses<br />

Geschick gemÇâ der altorientalischen Weltsicht auch hier im letzten Gr<strong>und</strong>e<br />

gÅttlich motiviert, dreht sich die ErzÇhlung jedoch nicht, wie etwa in der Kuta-<br />

<strong>Legende</strong>, eigens um diese Motivierung, sondern wird vielmehr das unmittelbare<br />

Handeln der Figuren thematisiert. Man kÅnnte sagen: Die gÅttliche Motivation<br />

weitet sich zum kategorialen Rahmen der ErzÇhlung, innerhalb dessen das eigenverantwortliche<br />

Handeln der Figuren entfaltet wird. Damit wird das Gelingen<br />

von Sargons unerhÅrtem Vorhaben zur Staunen <strong>und</strong> Bew<strong>und</strong>erung abverlangenden<br />

Heldentat. Sargons Handeln erscheint nicht als von Ištar vorgezeichnetes,<br />

unabÇnderlich sich vollziehendes Programm, sondern wird zum Ausdruck<br />

seiner eigenen, Äbermenschlichen FÇhigkeiten.<br />

10.2.3. Isolation <strong>und</strong> universale Allverb<strong>und</strong>enheit<br />

Als prÇgnanteste Szene im Šar tamḫāri kann sicherlich Sargons plÅtzliches Auftauchen<br />

vor den Toren Purušḫandas gelten. Sie steht in scharfem Kontrast zur<br />

vorgÇngigen Rede Nūr-daggals, der sich vor Sargon sicher wÇhnt, abgeschirmt<br />

durch die scheinbar unÄberwindlichen Hindernisse des Flussufers (kibru), des<br />

Hochwassers (mīlu), 72 des mÇchtigen Gebirges (šadÜ gapšu) <strong>und</strong> des dicht verwucherten<br />

Waldes. 73 Das GefÄhl vÅlliger Sicherheit wird von den Soldaten betont,<br />

indem sie Nūr-daggal beipflichtend antworten (Z. Rev. 6äf.):<br />

ajjūti šarrānu arkūtu [u] pānūti ajju šarru ša illakamma īmura mātātīni<br />

„Welche KÅnige, spÇtere wie frÄhere, welchen KÅnig (Äberhaupt) gab es, der<br />

je kam <strong>und</strong> unsere LÇnder sah?“<br />

Hieran schlieât sich das plÅtzliche Auftauchen des sargonischen Heeres an, das<br />

in nahezu grandioser áberspitzung vor dem Leser entfaltet wird (Rev. 7ä–9ä):<br />

72 ábersetzung nicht ganz sicher; lies mit S. Izre’el, AST, 70 evtl. auch mēlÜ „AnhÅhe(n)“.<br />

Das Nacheinander von Ufer <strong>und</strong> Hochwasser entspricht der Etappenabfolge<br />

einer FlussÄberquerung, was fÄr die erste LÅsung sprechen kÅnnte. Im Anschluss folgt<br />

mit dem šadÜ gapšu dann das Taurus-Gebirge.<br />

73 Vgl. Z. Rev. 5ä: lipuš apu qilta ḫubūta qalla kiṣṣāri itawwulū „Das Schilfdickicht<br />

soll einen Wald, Unterholz (?) <strong>und</strong> GebÄsch (?) formen, vÅllig ineinander<br />

verwuchert sind!“ Das letzte Wort interpretiere ich mit J. G. Westenholz, Legends, 122<br />

als Stativ 3. Pl. Gtn von e’ēlu „binden“. Die Emendation von S. Franke, Känige von<br />

Akkad, 188 zu i-ša!-pi-lu-ã ist unwahrscheinlich, da der Text die Silbe /pi/ mit dem Zeichen<br />

BI schreibt, vgl. Rev. 8ä (ãr-tap-på-iš) <strong>und</strong> Rev. 18ä (li-ša-på-šu).

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