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Stele und Legende - Oapen

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228 „Sargon, der Eroberer“ (AO 6702)<br />

BÑume des Zedernwaldes (Z. 114). Das letzte Land schlieÜlich setzt Sargon in<br />

Brand (Z. 117).<br />

Sargon beendet seine Ruhmesrede in den Zeilen 118 f., die wiederum ganz<br />

unklar bleiben: Nachdem er seine Feinde geb<strong>und</strong>en hat (ištu aksušunūti), folgt<br />

eine weitere, unklare Aussage; Sargon scheint die Feinde schlieÜlich vor seinem<br />

(?) Gott (?) sitzen zu lassen.<br />

8.1.16. Das Ende des Textes: Sargon unterweist seine Truppen<br />

Nachdem Sargon seine militÑrischen Erfolge <strong>und</strong> seine Suprematie Öber die gesamte<br />

Welt ausgemalt hat, verkÖndet er seinen Truppen, dass der KÇnig, der ihm<br />

gleichkommen will, dereinst dort wandeln soll, wo er selbst gewandelt ist (Z.<br />

120–123). Damit endet der Text.<br />

Sargons Unterweisung erinnert an die Segens- <strong>und</strong> Fluchformeln, die zahlreiche<br />

KÇnigsinschriften beschlieÜen <strong>und</strong> nach deren Schema der belehrende<br />

Schluss der meisten fiktionalen narâs gebildet worden ist. 68 Gewiss wird das<br />

inschriftliche Schema hier Pate gestanden haben; allerdings wurde das Vorbild<br />

gravierend umgestaltet. Sargons Botschaft ist zwar wie bei den authentischen<br />

<strong>und</strong> fiktionalen Inschriften an die nach ihm regierenden KÇnige gerichtet; es sind<br />

jedoch seine Truppen, die Sargon unterweist, <strong>und</strong> nicht etwa die kÖnftigen KÇnige<br />

selbst oder „weise Schreiber“ (ṭupšarrē enqūte) wie in der jungbabylonischen<br />

Kuta-<strong>Legende</strong>.<br />

Der Gr<strong>und</strong> dafÖr liegt auf der Hand: Der Text gibt nicht vor, eine Inschrift,<br />

ein narâ zu sein. In der Inschrift – unerheblich, ob in erster oder dritter Person<br />

verfasst – kann der KÇnig seine Botschaft unmittelbar an den kÖnftigen KÇnig<br />

richten, der erst nach seinem Tode lebt <strong>und</strong> die Inschrift dereinst lesen wird; die<br />

Grenzen zwischen Zeit <strong>und</strong> Raum, die den Sprechenden vom Empfangenden<br />

trennen, sind durch die Schriftlichkeit der Botschaft aufgehoben. In AO 6702<br />

wird die verschriftete Botschaft episch Öbersetzt: Der Text stellt am Schluss<br />

Sargon vor Augen, der inmitten seiner Truppen seine Botschaft an die nachfolgende<br />

Welt verkÖndet. Mändlich soll sich diese Botschaft verbreiten <strong>und</strong> Öber<br />

Sargons Tod hinaus von Generation zu Generation weitergegeben werden. Sie<br />

steht damit in der Sicht des Textes am originÑren Ausgangspunkt von Sargons<br />

weithin vernehmbaren Ruhm. Gleichzeitig fasst sie diesen Ruhm in eine prÑgnante<br />

Formel, die gegenÖber dem Leser bzw. HÇrer der Sargon-<strong>Legende</strong>, bereits<br />

lang nach Sargons Tod, GÖltigkeit beansprucht.<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> der authentischen <strong>und</strong> fiktionalen narâ-Literatur stellt<br />

sich die RÖckÖbersetzung der inschriftlichen Botschaft an kÖnftige KÇnige in<br />

eine mÖndliche VerkÖndung des eigenen Ruhms als geschickter Kunstgriff dar.<br />

Obgleich der Dichter ein episches Werk schuf, fÖr das durchaus auch mÖndliche<br />

Quellen der sagenhaften èberlieferung zu vermuten sind, ist der literarische, in<br />

68 Vgl. oben S. 107–115.

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