06.01.2013 Aufrufe

Stele und Legende - Oapen

Stele und Legende - Oapen

Stele und Legende - Oapen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

190 „Sargon, der Eroberer“ (AO 6702)<br />

<strong>und</strong> durch die gottgleiche Darstellung des KÅnigs ein weitaus hÅheres Gewicht,<br />

<strong>und</strong> auch in der erzÇhlerischen PrÇsentation der Ereignisse gehen die assyrischen<br />

Heldendichtungen eigene Wege. Demgegenáber ist der Held in AO 6702 in viel<br />

hÅherem Maàe auf seine eigenen heroischen Tugenden verwiesen.<br />

Der kriegerisch-heroische Tenor von AO 6702, der die Soldaten ausfáhrlich<br />

in Szene setzt, das blutige Metzeln in der Schlacht zum „Fest der MÇnner“ transzendiert<br />

<strong>und</strong> den militÇrischen Ruhm in den Mittelpunkt des kÅniglichen <strong>und</strong><br />

soldatischen Strebens stellt, lÇsst im Verein mit dem getragenen, versgeb<strong>und</strong>enen<br />

Sprachstil QualitÇten episch-heroischer Dichtung aufscheinen, wie sie im<br />

Horizont der abendlÇndischen Literatur aus dem Heldenepos der Antike <strong>und</strong> des<br />

Mittelalters gelÇufig sind. So erscheint die Bezeichnung von AO 6702 als<br />

„Heldenepos“ als unmittelbar angemessen, zumal das Werk in seinen sprachlichen<br />

Formen <strong>und</strong> Stilmitteln nicht von der ábrigen akkadischen versgeb<strong>und</strong>enen<br />

Epik zu trennen ist. 4<br />

Aufgr<strong>und</strong> der zahlreichen Unklarheiten in der ErzÇhlstruktur – sÇmtliche Bearbeitungen<br />

<strong>und</strong> èbersetzungen weichen bereits in der Zuordnung ganzer<br />

Passagen in den ErzÇhlzusammenhang erheblich voneinander ab – ist eine<br />

detaillierte ErzÇhlanalyse von AO 6702 ein Desiderat, das mit der folgenden<br />

Untersuchung erfállt werden soll. Das Heroische, das in dem Werk so prominent<br />

im Vordergr<strong>und</strong> steht, soll dabei zugleich detailliert herausgearbeitet werden. Im<br />

anschlieàenden Kapitel wird das mit AO 6702 verwandte Heldenepos TIM 9 48<br />

analysiert <strong>und</strong> mit AO 6702 verglichen, um die literarhistorischen Beziehungen<br />

beider Werke zueinander herauszuarbeiten. In Kapitel 10 schlieàlich wird das<br />

mittelbabylonische Šar tamḫāri analysiert, um das Fortleben der altbabylonischen<br />

Traditionen áber den HeldenkÅnig Sargon, der erobernd in ferne Regionen<br />

zieht, zu beleuchten <strong>und</strong> die Frage zu klÇren, welche literarhistorischen Gegebenheiten<br />

zu postulieren sind, um die ZusammenhÇnge <strong>und</strong> Abweichungen<br />

zwischen dem Šar tamḫāri, AO 6702 <strong>und</strong> TIM 9 48 zu erklÇren.<br />

8.1. Inhaltliche Analyse des Textes<br />

8.1.1. Die thematische Struktur von AO 6702<br />

AO 6702 trÇgt vier Kolumnen von insgesamt 123 Zeilen – eingeráckte, noch zu<br />

vorstehenden Versen gehÅrende Zeilen miteingerechnet. Auf die letzte Kolumne<br />

entfallen nur 10 Zeilen, der Rest der Kolumne ist unbeschriftet, <strong>und</strong> es ist klar<br />

ersichtlich, dass dort der Text zuende ist. 5 Inhaltlich gliedert sich AO 6702 in<br />

sechs erkennbare grÅàere Abschnitte:<br />

4 Vgl. zum Eposbegriff oben S. 11–13.<br />

5 Vgl. unten Abschnitt 8.1.16. (S. 228 f.).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!