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Rasch-Das Eibenstocker Stickereigewerbe 1910 - modetheorie.de

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<strong>mo<strong>de</strong>theorie</strong>.<strong>de</strong><br />

<strong>Rasch</strong>, <strong>Das</strong> <strong>Eibenstocker</strong> <strong>Stickereigewerbe</strong> unter <strong>de</strong>r Einwirkung <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>, <strong>1910</strong>, 106 (169)<br />

103<br />

Selbst die großen Warenhäuser und die vornehmen Lä<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>viertels sind<br />

auf das Kopieren angewiesen; <strong>de</strong>nn die Lieferanten <strong>de</strong>r Haute mo<strong>de</strong> (1) dürfen an<br />

sie vertragsgemäß nicht liefern. Der Bedarf <strong>de</strong>r ersten Ateliers ist ja so be<strong>de</strong>utend,<br />

daß sie einen <strong>de</strong>rartigen Zwang auf die Fabriken ausüben können (2). Trotz dieser<br />

Vorsichtsmaßregeln wer<strong>de</strong>n sehr bald das neuartige Kleidungsstück und alle die<br />

ausschmücken<strong>de</strong>n Zutaten von Großbetrieben für <strong>de</strong>n Massenbedarf hergestellt.<br />

Auch Unredlichkeit hilft, jene Vorbil<strong>de</strong>r zu vulgarisieren (3). Daneben bestehen<br />

sogenannte „Nouveautéhäuser“; das Schaffen von i<strong>de</strong>enreichen Mo<strong>de</strong>llen zu Kopierzwecken<br />

hat sich im Laufe <strong>de</strong>r Jahre zu einer ganz neuen Industrie ausgebil<strong>de</strong>t<br />

(4).<br />

Es mag noch eine Frage erörtert wer<strong>de</strong>n! „Ist die Mo<strong>de</strong> in ihrer Entfaltung ganz<br />

frei?“ Die Antwort muß verneinend lauten. Auch die Mo<strong>de</strong> muß mit <strong>de</strong>m technischen<br />

und kunstgewerblichen Stan<strong>de</strong> <strong>de</strong>r liefern<strong>de</strong>n Industrien rechnen. Mo<strong>de</strong>versuche,<br />

die ihn überschätzen, können nicht von Erfolg sein; eine Klöppelspitzenmo<strong>de</strong><br />

großen Stils ist heute un<strong>de</strong>nkbar, da die technischen Hilfskräfte fehlen.<br />

Ebenso wür<strong>de</strong> sich eine je<strong>de</strong> Nachahmung ausschließen<strong>de</strong> Mo<strong>de</strong>richtung für<br />

Buntstickereien nicht durchsetzen können, da <strong>de</strong>r Handmaschinen zu wenige sind.<br />

Die Mo<strong>de</strong> paßt sich bekanntlich in einen kulturgeschichtlichen Rahmen ein; war<br />

während <strong>de</strong>r letzten Jahre <strong>de</strong>m Empirestil allgemein eine neue Blüte erwachsen, z.<br />

B. in <strong>de</strong>r Möbelindustrie, in <strong>de</strong>r Tapetenfabrikation, in <strong>de</strong>r Erzeugung von Büchereinbän<strong>de</strong>n,<br />

so bevorzugte man ihn auch in <strong>de</strong>r Kleidung; dazu drängen auch<br />

die Neuerscheinungen kunstgewerblicher Vorlagen, aus <strong>de</strong>nen die Zeichner und<br />

Fabrikanten schöpfen. 1907 hatte das Eindringen <strong>de</strong>r Japaner in unsere politische<br />

und geistige Interessensphäre eine Japan-Mo<strong>de</strong> hervorgerufen. Auf Empire folgte<br />

Japanstil;<br />

____________________<br />

(1) A. a. O. 30. VIII. 1906 „Pariser Mo<strong>de</strong>lle“.<br />

(2) Zu <strong>de</strong>n Eröffnungstagen <strong>de</strong>r Saison bestellt <strong>de</strong>r Inhaber eines solchen Ateliers die Vertreter<br />

großer Lieferanten, und „es ist nichts Seltenes, daß diese an einem einzigen Tage von einem<br />

Schnei<strong>de</strong>r Aufträge bis zu 1ooooo Frs. Erhalten“. „Der Confectionair“ 24. I. 1907.<br />

(3) A. a. O.: »Englische und amerikanische Schnei<strong>de</strong>rfirmen sen<strong>de</strong>n häufig sogenannte feine Kundinnen<br />

mit ihren Männern, welche aber nur gut bezahlte, geschickte Zeichner sind, nach Paris, sich<br />

von <strong>de</strong>n Mannequins erster Häuser stun<strong>de</strong>nlang neue Mo<strong>de</strong>lle vorführen zu lassen, hier über ihre<br />

Formen Vermerke machen, in Wirklichkeit aber zum Scha<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong>r diese nur abskizzieren“.<br />

(4) A. a. O. 19. VII. 1906 „Aus <strong>de</strong>r Pariser Putzbranche“.<br />

<strong>Rasch</strong>, <strong>Das</strong> <strong>Eibenstocker</strong> <strong>Stickereigewerbe</strong> unter <strong>de</strong>r Einwirkung <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>, <strong>1910</strong>, 106 (169)<br />

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