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Rasch-Das Eibenstocker Stickereigewerbe 1910 - modetheorie.de

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<strong>mo<strong>de</strong>theorie</strong>.<strong>de</strong><br />

<strong>Rasch</strong>, <strong>Das</strong> <strong>Eibenstocker</strong> <strong>Stickereigewerbe</strong> unter <strong>de</strong>r Einwirkung <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>, <strong>1910</strong>, 125 (169)<br />

122<br />

Linien eingetragen. Die Farbenstellung schlägt <strong>de</strong>r Zeichner nicht vor; sie ist Sache<br />

<strong>de</strong>s Industriellen selbst. <strong>Das</strong> Vergrößern erfolgt entwe<strong>de</strong>r mittels Lineals, Zirkels<br />

und Bogenziehers o<strong>de</strong>r mittels eines Vergrößerungsapparates, <strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>m<br />

Prinzipe <strong>de</strong>r camera obscura gebaut ist. Bei diesem hat <strong>de</strong>r Vergrößerer einfach<br />

die Umrisse nachzuziehen. Auch das Vergrößern verlangt Verständnis <strong>de</strong>r Maschinenstickerei.<br />

b) Die kunstgewerbliche Entwicklung <strong>de</strong>s Berufes<br />

und die Beziehungen zur Mo<strong>de</strong>industrie.<br />

Die <strong>Eibenstocker</strong> Zeichner sind meist selbständig ebenso wie die Plauener; sie<br />

arbeiten für mehrere Stickereibetriebe. In Fabriken sind nur wenige tätig. An<strong>de</strong>re<br />

Verhältnisse herrschen in <strong>de</strong>r Ostschweiz; im Kanton St. Gallen waren z. B. vorhan<strong>de</strong>n<br />

1890: 555 Zeichner o<strong>de</strong>r Vergrößerer in Fabrik- o<strong>de</strong>r Verlagsbetrieben, 61<br />

selbständige (1). Die Vorzüge und Nachteile dieser bei<strong>de</strong>n Systeme wer<strong>de</strong>n wir<br />

noch kennen lernen.<br />

Als die mechanische Stickerei in Eibenstock eingeführt wur<strong>de</strong>, gab es we<strong>de</strong>r in<br />

<strong>de</strong>r alten Tamburstickerei noch in <strong>de</strong>r Klöppelei Zeichner, die <strong>de</strong>n oben geschil<strong>de</strong>rten<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen entsprochen hätten. <strong>Das</strong> Kunstgewerbe stand ja damals<br />

noch auf sehr niedriger Stufe (2). Die sogenannten Zeichner <strong>de</strong>r Tamburstickerei<br />

fertigten o<strong>de</strong>r kopierten einige Muster, stellten sich von diesen mehrere Schablonen<br />

in verschie<strong>de</strong>ner Größe her und bedruckten damit die zu besticken<strong>de</strong>n Grundstoffe,<br />

in<strong>de</strong>m sie die Umrisse durchpausten. <strong>Das</strong> Muster blieb ihr Eigentum, und<br />

sie verwen<strong>de</strong>ten es für mehrere Auftraggeber. Sie waren also in Wirklichkeit bloße<br />

Drucker. Kunstgewerblicher Anregung entbehrten sie vollständig, da keine<br />

Veranstaltungen (Fachschulen, Vorbil<strong>de</strong>rsammlungen) zu diesem Zwecke vorhan<strong>de</strong>n<br />

waren; selbst die Sonntagszeichenschule fehlte (3). Auch <strong>de</strong>ren Erfolge<br />

wür<strong>de</strong>n ganz beschei<strong>de</strong>ne geblieben sein; <strong>de</strong>nn die Lehrkräfte fehlten, und die<br />

Stun<strong>de</strong>nzahl war zu gering. Noch 1885 lagen die Schulver-<br />

____________________<br />

(1) Wartmann a. a. O. 1881-90, St. Gallen 1895, S. 148. In <strong>de</strong>r Industriestatistik von 1900 waren<br />

die betr. Zahlen nicht getrennt aufgeführt.<br />

(2) Vgl. hierzu Dietrich „Geheimhaltung ...“ S. 8 ff. Wartmann a. a. O. auf En<strong>de</strong> 1866, S. 549<br />

geißelt <strong>de</strong>n „allgemein verbreiteten Aberglauben“, daß die Zeichner „auf die tollsten Launen <strong>de</strong>s<br />

Publikums achten“ zu müssen meinen, und daß sie sich ohne Grund scheuen, <strong>de</strong>n Geschmack <strong>de</strong>r<br />

Käufer zu läutern.<br />

(3) In <strong>de</strong>r Schweiz wur<strong>de</strong> die erste Zeichenschule für die Tamburstickerei bereits 1863 eingerichtet.<br />

Wartmann a. a. O. S. 549.<br />

<strong>Rasch</strong>, <strong>Das</strong> <strong>Eibenstocker</strong> <strong>Stickereigewerbe</strong> unter <strong>de</strong>r Einwirkung <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>, <strong>1910</strong>, 125 (169)<br />

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