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Rasch-Das Eibenstocker Stickereigewerbe 1910 - modetheorie.de

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<strong>mo<strong>de</strong>theorie</strong>.<strong>de</strong><br />

<strong>Rasch</strong>, <strong>Das</strong> <strong>Eibenstocker</strong> <strong>Stickereigewerbe</strong> unter <strong>de</strong>r Einwirkung <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>, <strong>1910</strong>, 144 (169)<br />

141<br />

1/2 stündiger Vor- und Nachmittagspause. Die Lohnsticker arbeiten durchschnittlich<br />

je nach <strong>de</strong>r Jahreszeit von 6, spätestens 8 Uhr im Winter bis Mittag und nach<br />

kurzer Mittagspause bis um 9 und oft bis 11 Uhr. Die Minimalarbeitszeit beträgt<br />

13-14 Stun<strong>de</strong>n. Ebenso hoch ist sie in <strong>de</strong>n Betrieben <strong>de</strong>r Fabrikanten (-Verleger),<br />

die nur 1 o<strong>de</strong>r 2 Maschinen zum Mustersticken o<strong>de</strong>r für Herstellung eiliger Sachen<br />

aufweisen. Allerdings entstehen durch das Auswechseln <strong>de</strong>r Na<strong>de</strong>ln und<br />

durch das Einspannen <strong>de</strong>s Grundstoffes längere Arbeitspausen, sodaß die wirkliche<br />

Arbeitszeit wesentlich kürzer ist. Gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r ersten Zeit <strong>de</strong>r neuen Berufstätigkeit<br />

überanstrengen sich die Sticker; die älteren haben einsehen gelernt, daß<br />

die hohen Einnahmen durch die Schädigung <strong>de</strong>r Gesundheit erkauft wer<strong>de</strong>n; aber<br />

vor 9 Uhr machen auch sie nicht Feierabend. Nicht niedrige Akkordsätze nötigen<br />

<strong>de</strong>n Hausindustriellen zu dieser übermäßigen Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>r Arbeitszeit, son<strong>de</strong>rn<br />

die stoßweise einsetzen<strong>de</strong> und zugleich schnell zu befriedigen<strong>de</strong> Nachfrage,<br />

sowie das Bestreben, wirtschaftlich vorwärts zu kommen. Mancher weiß auch<br />

nicht die Zeit einzuteilen; die Selbständigkeit gibt ihm Gelegenheit, verbummelte<br />

Tage durch verstärkte Anstrengung auszugleichen.<br />

Nun die Einkommensverhältnisse! Die Verdienste <strong>de</strong>r Lohnsticker wer<strong>de</strong>n meist<br />

zu hoch angegeben - wohl infolge <strong>de</strong>r beträchtlichen Unterschie<strong>de</strong>, die unter ihnen<br />

herrschen. Viel weniger schwanken die Angaben über die Löhne <strong>de</strong>r Fabrikstikker;<br />

nach Bezahlung <strong>de</strong>r Aufpasserin (10-12 M) verbleibt ihnen eine Wocheneinnahme<br />

von 25 M. Der Lohnsticker macht am Tage durchschnittlich 2000 Stiche;<br />

bei sehr bunten Sachen wird diese Zahl nicht immer erreicht, bei einfachen wird<br />

sie überschritten. Unter Annahme <strong>de</strong>s Satzes von 4 M pro 1000 Stiche - je nach<br />

Schwierigkeit <strong>de</strong>s Musters ist er bald höher, bald niedriger - beträgt die Wocheneinnahme<br />

48 M; davon gehen ab 12 bis 14 M für Aufpasser- und Fädlerlöhne,<br />

gegen 4 M für Miete, Amortisation <strong>de</strong>r Maschine, Beleuchtung; <strong>de</strong>mnach bleibt<br />

ein Reinverdienst von 30 M in <strong>de</strong>r Woche. In sehr vielen Fällen kommen höhere<br />

Wocheneinnahmen vor, in wenigen 50-70 M; die letztgenannten sind jedoch<br />

durchaus nicht typisch. „Paßt“ die Frau „auf“, wie es meist <strong>de</strong>r Fall ist, so wer<strong>de</strong>n<br />

diese Löhne gespart. Die Verdienste schwanken je nach <strong>de</strong>r Saison; in <strong>de</strong>r - allerdings<br />

nur wenige Wochen betragen<strong>de</strong>n - stillen Zeit erreichen sie bei <strong>de</strong>n wenig<br />

„eigensinnigen“, d. h. sorgfältigen<br />

<strong>Rasch</strong>, <strong>Das</strong> <strong>Eibenstocker</strong> <strong>Stickereigewerbe</strong> unter <strong>de</strong>r Einwirkung <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>, <strong>1910</strong>, 144 (169)<br />

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