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Rasch-Das Eibenstocker Stickereigewerbe 1910 - modetheorie.de

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<strong>mo<strong>de</strong>theorie</strong>.<strong>de</strong><br />

<strong>Rasch</strong>, <strong>Das</strong> <strong>Eibenstocker</strong> <strong>Stickereigewerbe</strong> unter <strong>de</strong>r Einwirkung <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>, <strong>1910</strong>, 109 (169)<br />

106<br />

Gesetz gewährt, geklagt, und in <strong>de</strong>r Tat scheint dieser Umstand <strong>de</strong>r Grund zu sein,<br />

daß <strong>de</strong>r Unfug immer noch geübt wird (1).<br />

Von <strong>de</strong>m Musterschutze wird daher nur in geringem Umfange Gebrauch gemacht;<br />

man kann behaupten, daß er für die <strong>Eibenstocker</strong> Industrie ohne Be<strong>de</strong>utung ist.<br />

Als Grün<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n angegeben: „Dem Fabrikanten ist es unmöglich, sämtliche aus<br />

einer Generali<strong>de</strong>e möglichen Variationen von Mustern eintragen zu lassen, da<br />

stets eine Reihe von möglichen Ausführungen übrig bleiben wird, die trotz ausgesprochener<br />

Abstammung von <strong>de</strong>r Generali<strong>de</strong>e schutzlos bleiben wür<strong>de</strong>. Die gesamte<br />

Musterung eintragen zu lassen, verbiete sich aber, wie bemerkt wird, an<strong>de</strong>rerseits<br />

durch die hohen Kosten, zumal <strong>de</strong>r Fabrikant nicht wissen kann, welche<br />

Muster einschlagen. Der Fabrikant lasse <strong>de</strong>shalb überhaupt nicht eintragen und<br />

begnüge sich mit einem kurzen geschäftlichen Vorsprunge auf <strong>de</strong>n Hauptabsatzmärkten,<br />

wobei er <strong>de</strong>r Gefahr <strong>de</strong>r Nachahmung natürlich in sehr starkem Maße<br />

ausgesetzt ist“ (2).<br />

Über die Zahl <strong>de</strong>r Eintragungen ins Musterschutzregister,<br />

____________________<br />

(1) 0. Tröger, <strong>de</strong>r Vorstand <strong>de</strong>s Fabrikantenvereins <strong>de</strong>r sächsischen Stickerei- und Spitzenindustrie<br />

führt aus: (Vgl. Tapisserie-, Spitzen-, Posamentenzeitung. Darmstadt 1907, Nr. 19). „Je<strong>de</strong>r Fabrikant,<br />

je<strong>de</strong>r Zeichner in Frankreich ist gezwungen, selbständig Neuheiten zu schaffen, er muß sein<br />

Gehirn anstrengen; für die Stümper, die keine eigenen I<strong>de</strong>en haben, son<strong>de</strong>rn nur nachmachen und<br />

kopieren können, die nur von frem<strong>de</strong>m Gute leben und, wie man im Volksmun<strong>de</strong> sagt „Musterdiebstahl<br />

treiben“, für diese Art sogenannter Fabrikanten ist in Frankreich keine Chance. Dafür<br />

aber kann <strong>de</strong>r Tüchtige, welcher schöne Neuheiten herausbringt, die Früchte seines Fleißes und<br />

seiner Geschicklichkeit ernten; erbraucht nicht zu fürchten, daß er, wie es bei uns in <strong>de</strong>r Stickerei-<br />

und Spitzenindustrie <strong>de</strong>r Fall ist, durch einen Stümper und gewissenlosen Kopierer, <strong>de</strong>r sich auch<br />

Fabrikant nennt, um die Früchte seiner Arbeit gebracht wird. Dadurch, daß es immer noch Fabrikanten<br />

gibt in <strong>de</strong>r Stickerei- und Spitzenindustrie, die frem<strong>de</strong> Muster kopieren o<strong>de</strong>r sich von Kun<strong>de</strong>n<br />

und Käufern dazu verleiten lassen, ist <strong>de</strong>r gute Ruf <strong>de</strong>r sächsischen Spitzen- und Stickereiindustrie<br />

empfindlich geschädigt wor<strong>de</strong>n. Solche leere Ausre<strong>de</strong>n, die man oft als Entschuldigungen<br />

hört, wie: „Um meinem Kun<strong>de</strong>n gefällig zu sein, da er <strong>de</strong>n Fabrikanten nicht kannte o<strong>de</strong>r weil er<br />

mit <strong>de</strong>m Fabrikanten und Urheber <strong>de</strong>s Musters nicht mehr arbeiten wollte, habe ich das Muster<br />

kopiert“, verfangen hier nicht. Ich habe mehr <strong>de</strong>nn einmal Urteile über die Spitzen- und Stickereifabrikanten<br />

gehört aus <strong>de</strong>m Mun<strong>de</strong> von Auslän<strong>de</strong>rn, die mir die Zornes- und Schamröte ins Gesicht<br />

steigen ließen, und das Schlimmste dabei war, diese Urteile konnten durch Tatsachen erhärtet<br />

wer<strong>de</strong>n“.<br />

(2) Dietrich „Die Geheimhaltung <strong>de</strong>r Geschmacksmuster und die Zentralisierung <strong>de</strong>r Musterhinterlegung“.<br />

Plauen 1907, S. 86.<br />

<strong>Rasch</strong>, <strong>Das</strong> <strong>Eibenstocker</strong> <strong>Stickereigewerbe</strong> unter <strong>de</strong>r Einwirkung <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>, <strong>1910</strong>, 109 (169)<br />

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