Rasch-Das Eibenstocker Stickereigewerbe 1910 - modetheorie.de
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<strong>mo<strong>de</strong>theorie</strong>.<strong>de</strong><br />
<strong>Rasch</strong>, <strong>Das</strong> <strong>Eibenstocker</strong> <strong>Stickereigewerbe</strong> unter <strong>de</strong>r Einwirkung <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>, <strong>1910</strong>, 143 (169)<br />
140<br />
Maschinen stattgefun<strong>de</strong>n. Danach waren vorhan<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Stadt Eibenstock 183<br />
Fabrik-, 190 Hausindustriemaschinen, davon 13 gepachtete; in <strong>de</strong>r Amtshauptmannschaft<br />
Schwarzenberg 480 bez. 1222, davon 69 Pachtmaschinen. Für Eibenstock<br />
ergab die letzte Gewerbezählung (Juni 1907): 313 Fabrik- und 229 Lohnmaschinen<br />
(davon 19 Pachtmaschinen). Diese Zahlen sind falsch, soweit sie sich auf<br />
die Besitzverhältnisse beziehen (1). Die alten Fabrikbetriebe haben sich nicht beträchtlich<br />
vergrößert und neue sind nicht entstan<strong>de</strong>n; die jüngeren Firmen arbeiten<br />
ausschließlich mit Hausindustriellen. Auch in <strong>de</strong>n übrigen Orten <strong>de</strong>r Amtshauptmannschaft<br />
Schwarzenberg sind nach eingezogenen Erkundigungen neue Fabriken<br />
nicht errichtet wor<strong>de</strong>n. <strong>Das</strong> Verlagssystem hat <strong>de</strong>mnach in <strong>de</strong>r westerzgebirgischen<br />
Stickerei weit mehr zugenommen als <strong>de</strong>r Fabrikbetrieb; es drückt jener,<br />
wie schon früher hervorgehoben, das Gepräge auf.<br />
Die Hausindustrie hat ja gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Stickerei be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> soziale Vorteile. Der<br />
Maschinenraum ist groß und luftig, er besitzt 3-5 große Fenster und gewährt daher<br />
einen gesun<strong>de</strong>n Aufenthalt. Die Frau ist <strong>de</strong>m Lohnsticker die treue Arbeitsgehilfin;<br />
er entgeht <strong>de</strong>m Terrorismus <strong>de</strong>r Arbeitsgenossen und <strong>de</strong>n Befehlen <strong>de</strong>r Meister.<br />
Er kann die Arbeitszeit selbst regeln. Selbst wenn die Frau sich nicht für das<br />
Aufpassen eignet, so kann sie doch ausschnei<strong>de</strong>n und erhält als Angehörige <strong>de</strong>s<br />
Stickers vom Verleger die lohnendste Arbeit. Oft sind die erwachsenen Söhne<br />
o<strong>de</strong>r Töchter die Maschinengehilfen, und durch dieses Zusammenarbeiten kommt<br />
die Familie wirtschaftlich vorwärts.<br />
Der Lohnsticker steht zur Zeit sozial höher als <strong>de</strong>r Fabriksticker, und er ist sich<br />
<strong>de</strong>ssen wohl bewußt. Erstens rührt das her von seiner wirtschaftlichen Selbständigkeit<br />
und zweitens daher, daß er infolge <strong>de</strong>r beliebigen Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>r Arbeitszeit<br />
höheren Verdienst hat als dieser.<br />
Die Arbeitszeit beträgt in <strong>de</strong>n Fabriken 10 Stun<strong>de</strong>n - von 7 o<strong>de</strong>r 8 Uhr bis Mittag<br />
und von 1 bis 7 o<strong>de</strong>r 8 Uhr mit je<br />
____________________<br />
1) Nach <strong>de</strong>n seit 1902 eingereichten Baugesuchen wur<strong>de</strong>n bis Oktober 1907 gebaut an Maschinenräumen<br />
(auf je 1 Maschine reduziert) für<br />
Fabrikmaschinen Hausindustriemaschinen Unbestimmt<br />
51 87 8<br />
Es kommt hinzu, daß in neugebauten und in alten Häusern Stuben und Kellerräume zur Aufstellung<br />
von Maschinen - und zwar durchweg von Lohnmaschinen - verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, ohne daß<br />
baupolizeiliche Registrierung erfolgt.<br />
<strong>Rasch</strong>, <strong>Das</strong> <strong>Eibenstocker</strong> <strong>Stickereigewerbe</strong> unter <strong>de</strong>r Einwirkung <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>, <strong>1910</strong>, 143 (169)<br />
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