Rasch-Das Eibenstocker Stickereigewerbe 1910 - modetheorie.de
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<strong>mo<strong>de</strong>theorie</strong>.<strong>de</strong><br />
<strong>Rasch</strong>, <strong>Das</strong> <strong>Eibenstocker</strong> <strong>Stickereigewerbe</strong> unter <strong>de</strong>r Einwirkung <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>, <strong>1910</strong>, 17 (169)<br />
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Der Kettenstich, auch mit Tambur-, Grob- o<strong>de</strong>r Crochetstich bezeichnet, hinterläßt<br />
auf dichtem o<strong>de</strong>r offenem Grun<strong>de</strong> Fa<strong>de</strong>nketten; er erzeugt daher regelmäßig Linienmuster<br />
(1). Ausgeführt wird <strong>de</strong>r Kettenstich entwe<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r Nähna<strong>de</strong>l o<strong>de</strong>r<br />
mit <strong>de</strong>r Tamburna<strong>de</strong>l, welche einer Häkelna<strong>de</strong>l gleicht (2). Diese Linienmuster<br />
wirken auf Tüllgrund ähnlich wie die weit schwieriger auszuführen<strong>de</strong> Klöppelei.<br />
Frauen, welche die Klöppelarbeit verstehen, können <strong>de</strong>n Kettenstich sehr leicht<br />
erlernen. Gegenüber <strong>de</strong>r Klöppelei ist die Tamburstickerei in ihrem Anfangsstadium<br />
Surrogatindustrie, und als solche ist sie auch in Eibenstock entstan<strong>de</strong>n.<br />
Wie kommt nun ein einzelner Grobstich zustan<strong>de</strong>? Die Na<strong>de</strong>l wird mit <strong>de</strong>r Spitze<br />
voran von oben nach unten teilweise durch <strong>de</strong>n Stoff geführt, darauf wird unter<br />
<strong>de</strong>m Stoff <strong>de</strong>r Fa<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Arbeiterin so mit <strong>de</strong>r linken Hand um <strong>de</strong>n Na<strong>de</strong>lschaft<br />
gelegt, daß beim Wie<strong>de</strong>rheben <strong>de</strong>sselben das Garn in das aufgeschlitzte Öhr<br />
gleitet und von <strong>de</strong>m aufsteigen<strong>de</strong>n Haken in Form einer Schleife über die Oberseite<br />
<strong>de</strong>s Stoffes emporgezogen wird. Die Na<strong>de</strong>l wird nun um eine Sticklänge weitergerückt<br />
und holt durch die erste Schleife hindurch eine neue Schleife, wodurch<br />
<strong>de</strong>r ersten <strong>de</strong>r feste Halt gegeben wird.<br />
Die Handstickerei weist also in ihrem Arbeitsprozesse als Platt- und Kettenstickerei<br />
wenige leichte Teilverrichtungen auf; im Jahrhun<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>r Maschinenerfindungen<br />
lag es nahe, auch in diesem Gewerbezweige <strong>de</strong>n mechanischen Betrieb einzuführen.<br />
Sowohl Tambur- als Plattstichstickerei machten das Schicksal <strong>de</strong>r Handweberei<br />
durch: Verdrängung <strong>de</strong>r Handarbeit durch die Maschinenarbeit, ohne daß<br />
dieser Prozeß bereits ganz abgeschlossen wäre.<br />
Dem entspricht das Bild <strong>de</strong>r heutigen <strong>Eibenstocker</strong> Stickereiindustrie.<br />
2. Die wirtschaftliche Organisation <strong>de</strong>r Stickereiindustrie.<br />
Die Stickerei in Eibenstock ist jetzt in erster Reihe Handmaschinenstickerei, d. h.<br />
man arbeitet mit <strong>de</strong>r Heilmannschen<br />
____________________<br />
(1) Für <strong>de</strong>n rein technischen Teil <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Seiten vgl. Lueger, „Lexikon <strong>de</strong>r gesamten Technik<br />
und ihrer Hilfswissenschaften“. Stuttgart 1894-99, Bd. VII, S. 518/9 und die dort angegebenen<br />
Quellen.<br />
(2) Eine Abart <strong>de</strong>s Grobstichs ist <strong>de</strong>r Feston-, Languetten- o<strong>de</strong>r Knopflochstich, <strong>de</strong>r beim Einfassen<br />
von Stickereistreifen, von Einsätzen und Knopflöchern Verwendung fin<strong>de</strong>t.<br />
<strong>Rasch</strong>, <strong>Das</strong> <strong>Eibenstocker</strong> <strong>Stickereigewerbe</strong> unter <strong>de</strong>r Einwirkung <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>, <strong>1910</strong>, 17 (169)<br />
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