Rasch-Das Eibenstocker Stickereigewerbe 1910 - modetheorie.de
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<strong>mo<strong>de</strong>theorie</strong>.<strong>de</strong><br />
<strong>Rasch</strong>, <strong>Das</strong> <strong>Eibenstocker</strong> <strong>Stickereigewerbe</strong> unter <strong>de</strong>r Einwirkung <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>, <strong>1910</strong>, 83 (169)<br />
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Durch diese Vermehrung <strong>de</strong>r Produktionsmittel stieg natürlich die Arbeitslosigkeit<br />
in Eibenstock noch; beson<strong>de</strong>rs schwierig war die Lage <strong>de</strong>r Fabrikbetriebe, da<br />
die Klei<strong>de</strong>r von Glauchau-Meerane aus meist an hausindustrielle Einzelsticker<br />
gegeben wur<strong>de</strong>n (1). So kam es, daß die Fabrikmaschinen sogar auf weiße Kambrikstickerei<br />
beschäftigt wur<strong>de</strong>n; doch dauerte dieser Rückfall in die einst geübte<br />
Wäschestickerei nur ein knappes Jahr (1895). An<strong>de</strong>re Betriebe nahmen das Besticken<br />
von episo<strong>de</strong>nhaft auftreten<strong>de</strong>n Ersatzartikeln auf: Kravatten, Tücher,<br />
Smoking-Capes (1896); aber auch hier han<strong>de</strong>lte es sich um bloße Lohnarbeit, ähnlich<br />
wie Mitte <strong>de</strong>r 1870er Jahre. Gera<strong>de</strong> die prekäre Lage <strong>de</strong>r Fabrikbetriebe mußte<br />
zu energischen Erweiterungsversuchen führen, die <strong>de</strong>r <strong>Eibenstocker</strong> Industrie<br />
die kaum gewonnene Selbständigkeit zurückgaben. Der einzige Weg blieb die<br />
Rückkehr zur Buntbesatzstickerei, vor allem <strong>de</strong>shalb, weil hier die Handmaschine,<br />
das lokal wichtigste Produktionsmittel, ein unbestrittenes Feld hatte.<br />
4. Die dritte Etappe: Die gegenwärtige Buntbesatzstickerei.<br />
a. Die Konjunkturentwicklung.<br />
Die Buntbesatzstickerei hatte 1893 zwar eine fast gänzliche Rückdrängung erfahren,<br />
aber in beschei<strong>de</strong>nsten Grenzen wur<strong>de</strong> sie ähnlich wie die Perlindustrie weitergeführt;<br />
„hochfeine, sei<strong>de</strong>ne Posamentenstickerei läßt sich ... durch nichts an<strong>de</strong>res<br />
ersetzen<br />
als durch Brüsseler Spitzen“ (2). Die Fabrikanten (-Verleger) mußten daher auf<br />
die Wie<strong>de</strong>raufnahme <strong>de</strong>r Besätze durch die Mo<strong>de</strong>häuser beson<strong>de</strong>rs bedacht sein;<br />
außer<strong>de</strong>m waren sie während <strong>de</strong>r Episo<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Klei<strong>de</strong>rstickerei dadurch, daß die<br />
Webereien in direkten Verkehr mit <strong>de</strong>n Einzelstickern traten, in ihrer Existenz<br />
gefähr<strong>de</strong>t.<br />
Die Bemühungen hatten von 1896 an einen bis heute währen<strong>de</strong>n Erfolg. Statt <strong>de</strong>r<br />
bisher getragenen Posamenten <strong>de</strong>s Annaberger Genres wur<strong>de</strong>n die buntsei<strong>de</strong>nen<br />
Besätze als Klei<strong>de</strong>rausputz verwen<strong>de</strong>t (3). Wie 1888 scheint auch 1896 die Aus-<br />
____________________<br />
1) H.-K.-B. Plauen 1894, S. 210; 1895, S. 200.<br />
(2) A. a. O. 1895, S. 203.<br />
(3) Berichte über Han<strong>de</strong>l und Industrie von Berlin, erstattet von <strong>de</strong>n Ältesten <strong>de</strong>r Kaufmannschaft<br />
1898 II, S. 184; 1899 II, S. 170; 1901 II, S. 161. Berliner Jahrbuch für Han<strong>de</strong>l und Industrie, Bericht<br />
<strong>de</strong>r Ältesten <strong>de</strong>r Kaufmannschaft 1905 II S. 360; 1906 II, S. 349; 1907 II, S. 369.<br />
<strong>Rasch</strong>, <strong>Das</strong> <strong>Eibenstocker</strong> <strong>Stickereigewerbe</strong> unter <strong>de</strong>r Einwirkung <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>, <strong>1910</strong>, 83 (169)<br />
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