Rasch-Das Eibenstocker Stickereigewerbe 1910 - modetheorie.de

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Rasch, Das Eibenstocker Stickereigewerbe unter der Einwirkung der Mode, 1910, 71 (169)
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1871 von den fremden Einkäufern besucht, während Eibenstock nur wenige derartige
Besucher hatte (1). Daraus resultierte die teilweise Unfreiheit der Eibenstokker
Betriebsverfassung. Die größeren Geschäfte des Ortes besorgten allerdings
den Absatz selbständig; aber zahlreicher waren die kapitallosen Kleinunternehmer,
welche für die Annaberger Kaufleute nur die Rolle der Zwischenmeister
spielten - „faktorierten“, wie der landläufige Ausdruck lautet; es waren „unberufene
Leute“, oft auch ohne jede kaufmännische Bildung, die bei schlechtem Geschäftsgange,
selbst bei nur kurzen Stockungen, den Einkäufern niederster Sorte,
sog. Ramschern, in die Hände fielen und dadurch die Preise drückten (2). Aber
der Zug nach Selbständigkeit befreite Eibenstock binnen 10 Jahren von der Vermittlerrolle
Annabergs; der erfolgreiche Ausgang dieser Bemühungen hatte seinen
Grund vor allem darin, daß Eibenstock in den Tüllperlsachen und in bunten Perlbesätzen
selbständig musterte und daß in Annaberg die Arbeiter für diese Waren
fehlten (3). So bewahrte der konsequente Ausbau des Produktionsprogrammes,
Aufbau auf der Tüllmode einerseits und auf der früher geübten Buntstickerei andrerseits,
vor der Mediatisierung der Betriebe durch Annaberg.
γ) Gebietserweiterung und Arbeiterfrage.
Die unerwartet große Nachfrage nach Perlbesätzen führte zu einer weiten Ausdehnung
des räumlichen Arbeitsgebietes, nachdem bereits vorher diese Leutenot
den anderen Gewerbezweigen der Eibenstocker Umgebung die Arbeitskräfte entzogen
hatte. Besonders die Klöppelei litt hierunter; die Frauen wurden von Unternehmern
und Faktoren durch allerlei Vorspiegelungen über hohen Verdienst zur
Posamenten- und zur Perlarbeit verlockt (4) Auch die Gardinenstickerei, welche
nach wie vor von einigen größeren Firmen betrieben wurde, klagte über Arbeitermangel;
vergeblich versuchte man, Arbeiterinnen in der Zwickauer Gegend
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1) Diese waren bisher nur nach Paris gefahren. Infolge der Belagerung suchten sie die deutschen
Plätze auf. Vgl. „Berichte über Handel und Industrie von Berlin“, erstattet von den Ältesten der
Kaufmannschaft 1899, Bd. II, S. 170.
2) H.-K.-B. Plauen 1881, S. 186.
3) A. a. O. 1891, S. 175.
4) von Süssmilch, gen. Hörnig, „Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart“. Annaberg
1889, S. 442. H.-K.-B. Plauen 1880, S. 233; 1881, S. 174; 1888, S. 189.
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