Rasch-Das Eibenstocker Stickereigewerbe 1910 - modetheorie.de

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Rasch, Das Eibenstocker Stickereigewerbe unter der Einwirkung der Mode, 1910, 131 (169)
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seine Auftraggeber verwerte (1). Endlich wird von manchen Fabrikanten geltend
gemacht, daß durch die öffentliche Schaustellung der Entwürfe die Gefahr einer
Verschleppung der Industrie nach auswärts erhöht werde - ein Bedenken, das
kaum Beachtung verdient.
β) Hindernisse der kunstgewerblichen Betätigung.
In der Praxis wird in Eibenstock auch heute noch nicht der Entwurf der Skizze
bezahlt; infolgedessen legen sich namentlich die Zeichner, welche keine oder nur
einen eigenen Vergrößerer haben, mehr auf das Herstellen der Schablone als auf
das Skizzieren. Es tritt daher in der Berufsarbeit zum Schaden aller erzieherischen
Bestrebungen sowohl das Streben nach Vertiefung der Leistung, als auch die Bemühung,
stilistisch rein zu zeichnen, gänzlich zurück. Vor der Saison muß das
Entwerfen sehr schnell erfolgen, damit die Kollektion den Vertretern und Einkäufern
möglichst bald vorgelegt werden kann. Es fehlt dem Zeichner die Muße zur
Ausarbeitung der Skizze. Außerdem ist das letzte Ziel der Stickereiproduzenten,
“ziehende“ Muster zu erhalten; ob sie ästhetischen Anforderungen entsprechen,
kommt erst in zweiter Linie in Betracht. Der Geschmack der großen kaufenden
Massen geht manchmal recht sonderbare Wege; er läßt sich durchaus nicht immer
durch sein eigenes Urteil leiten, sondern oft durch die Höhe des Preises; der Absatz
an die Käufer mit geläutertem Geschmack ist im Vergleiche zum Gesamtumsatz
gering. Gewiß ist „Erziehung zur Kunst“ in Sachen der Kleidung wünschenswert,
gewiß sichert kunstgewerblich hohe Entwicklung das Bestehen der
Industrie mehr als momentan hohe Absatzziffern - aber die private Unternehmung
befindet sich hier in einem Zwiespalt. Zunächst hat sie auf die differenzierte Geschmacksrichtung
ihrer Abnehmer Rücksicht zu nehmen. Die Eibenstocker Industrieerzeugnisse
werden sowohl nach Ländern mit kulturell hochstehender als
auch nach solchen mit halbwilder Bevölkerung ausgeführt; was dieser prächtig
erscheint, das stößt jene ab. Mit Recht klagt man über die Irrwege, die der Geschmack
an kleineren, entlegenen Industrieorten wandelt (2), aber sie sind wirtschaftlich
bedingt: wenn irgend ein noch so unschönes Muster einschlägt, so wird
sich der Industrielle mit aller Kraft auf dessen Herstellung werfen,
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(1) „Tapisserie-, Spitzen- und Posamentenzeitung“ 1907, S. 195.
(2) Vgl. den Jahresbericht des Vogtl.-Erzgeb. Industrie Vereins für 1896/97.
Rasch, Das Eibenstocker Stickereigewerbe unter der Einwirkung der Mode, 1910, 131 (169)
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