Rasch-Das Eibenstocker Stickereigewerbe 1910 - modetheorie.de
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<strong>mo<strong>de</strong>theorie</strong>.<strong>de</strong><br />
<strong>Rasch</strong>, <strong>Das</strong> <strong>Eibenstocker</strong> <strong>Stickereigewerbe</strong> unter <strong>de</strong>r Einwirkung <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>, <strong>1910</strong>, 161 (169)<br />
I58<br />
zeigt einen hohen Prozentsatz von Überbeschäftigung an: 237, d.s. 32,6 %, selbst<br />
wenn man diesen Begriff auf die Arbeitszeiten über sechs Stun<strong>de</strong>n beschränken<br />
wür<strong>de</strong>. Die Statistik wur<strong>de</strong> am 7. Juni 1905 aufgenommen, also zu einer Zeit, in<br />
welcher das Geschäft noch rege zu sein pflegt. Die Beschäftigungsdauer ist großen<br />
Schwankungen unterworfen. Sie ist bei schlechtem Wetter, wo die Kin<strong>de</strong>r im<br />
Hause bleiben, länger als bei gutem; in <strong>de</strong>r stillen Zeit gibt es Tage, ja Wochen, in<br />
<strong>de</strong>nen Kin<strong>de</strong>r überhaupt nicht tätig sein können. Auch hier macht die Mo<strong>de</strong> ihre<br />
Einflüsse geltend wie bei <strong>de</strong>r Frauenheimarbeit. Die Statistik gibt also nur einen<br />
Ausschnitt; aber die Gesamtverhältnisse wer<strong>de</strong>n sich im Durchschnitt kaum besser<br />
stellen, da eine Überbeschäftigung während <strong>de</strong>r Saison selbst von <strong>de</strong>n Industriellen<br />
zugegeben wird. Auf Exaktheit kann die Statistik keinen Anspruch machen;<br />
aber unter <strong>de</strong>m Einflüsse <strong>de</strong>s Elternhauses ist das Kind weit eher geneigt, zu<br />
günstige, als zu ungünstige Angaben zu machen.<br />
Die Zahl <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r, welche offensichtlich körperlich und geistig unter <strong>de</strong>r Überanstrengung<br />
lei<strong>de</strong>n, gibt Zeugnis von zu intensiver Beschäftigung. 20 Kin<strong>de</strong>r (2,7<br />
%) waren daher in <strong>de</strong>r körperlichen Entwicklung zurückgeblieben, 34 (4,6 %)<br />
zeigten gänzliche Teilnahmlosigkeit im Unterrichte. Der Schulinspektionsbeamte<br />
klagt, daß schulpflichtige Kin<strong>de</strong>r über Gebühr zu gewerblicher Arbeit herangezogen<br />
wer<strong>de</strong>n und infolge<strong>de</strong>ssen <strong>de</strong>m Unterricht nur mit geringer Regsamkeit folgen,<br />
auch die Hausarbeiten wenig sorgfältig anfertigen. In manchen Klassen <strong>de</strong>r<br />
Bürgerschule II ließen Fleiß und Aufmerksamkeit „fast alles zu wünschen übrig“.<br />
Fast 90 % <strong>de</strong>r gewerblich tätigen Kin<strong>de</strong>r sind eigene im Sinn <strong>de</strong>s Gesetzes. Vor<br />
<strong>de</strong>m Erlasse <strong>de</strong>sselben war die überwiegen<strong>de</strong> Zahl in hausindustriellen und Fabrikmaschinenräumen<br />
beschäftigt. Diese Abwan<strong>de</strong>rung ist als ein segensreicher<br />
Erfolg <strong>de</strong>s Gesetzes zu betrachten. Die Ausnutzung <strong>de</strong>r kindlichen Arbeitskraft ist<br />
im frem<strong>de</strong>n Gewerberaume systematischer und intensiver als im Elternhause. Wir<br />
sahen, es gibt Eltern, die ihre Nachkommen in unheilvoller Weise ausnutzen; aber<br />
je<strong>de</strong>nfalls ist die gesamte Gefahr <strong>de</strong>r Überanstrengung geringer gewor<strong>de</strong>n (1).<br />
Nun ist zwar<br />
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(1) Vgl. auch die bei Agahd a. a. O. S. 182 angeführte Äußerung <strong>de</strong>s Gewerbeaufsichtsbeamten für<br />
Sachsen-Meiningen; dieser bemerkt, daß eine Mil<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Schä<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rarbeit erzielt<br />
wer<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>, wenn dieselbe „nur unter Aufsicht <strong>de</strong>r Eltern im Hause, nicht gemeinschaftlich<br />
unter frem<strong>de</strong>n Menschen in frem<strong>de</strong>n Häusern ausgeübt wird“.<br />
<strong>Rasch</strong>, <strong>Das</strong> <strong>Eibenstocker</strong> <strong>Stickereigewerbe</strong> unter <strong>de</strong>r Einwirkung <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>, <strong>1910</strong>, 161 (169)<br />
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