Rasch-Das Eibenstocker Stickereigewerbe 1910 - modetheorie.de
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<strong>Rasch</strong>, <strong>Das</strong> <strong>Eibenstocker</strong> <strong>Stickereigewerbe</strong> unter <strong>de</strong>r Einwirkung <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>, <strong>1910</strong>, 135 (169)<br />
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versagten, liegt daran, daß <strong>de</strong>r Beruf noch im ersten Entwicklungsstadium steht,<br />
ferner an <strong>de</strong>r durch <strong>de</strong>n Mo<strong>de</strong>bedarf bedingten Hast <strong>de</strong>r Arbeit und an <strong>de</strong>r unzulänglichen<br />
Ausbildungsgelegenheit.<br />
Die Mo<strong>de</strong> wirkt zwar verbessernd auf das Können: sie verlangt Abwechslung in<br />
<strong>de</strong>n Mustern, <strong>de</strong>r Absatz will stets aufs neue erobert wer<strong>de</strong>n; aber man möchte<br />
behaupten, daß die schwächen<strong>de</strong>n Einflüsse größer sind: die stoßartig einsetzen<strong>de</strong><br />
Nachfrage, die Notwendigkeit, die Ware so bald wie möglich auf <strong>de</strong>n Markt zu<br />
werfen - all das läßt <strong>de</strong>n Zeichner nicht zur beschaulichen Arbeit kommen. Im<br />
Bevorzugen bald schöner, bald bizarrer Muster zeigen sich die Launen <strong>de</strong>s „Bedarfes“.<br />
Diesem Wechsel möchten wir aber einen schwächen<strong>de</strong>n Einfluß auf das<br />
künstlerische Geschick <strong>de</strong>s Zeichners nicht zurechnen, ebensowenig wie einen<br />
stärken<strong>de</strong>n. Auf je<strong>de</strong>n Fall sind die Einwirkungen <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong> auf die gewerblichen<br />
Fähigkeiten <strong>de</strong>r Zeichner weit geringer als diejenigen, welche sich aus sozialen<br />
und industriellen Verhältnissen ergeben.<br />
2. Die Sticker.<br />
a) Die Entstehung <strong>de</strong>s Arbeiterstammes unter <strong>de</strong>r Einwirkung <strong>de</strong>r Konjunktur.<br />
α) Der Zulauf in früheren Jahren.<br />
Da die Handstickmaschine einen für erzgebirgische Verhältnisse großen Raum<br />
einnimmt (m 7.25 X 4.25 X 3.25) und <strong>de</strong>r Teil <strong>de</strong>r Bevölkerung, aus <strong>de</strong>m die<br />
Sticker sich rekrutieren konnten, zur Anschaffung <strong>de</strong>s teuren Werkzeugs meist<br />
nicht die genügen<strong>de</strong>n Mittel besaß, so konnte die Maschinenstickerei nicht<br />
sogleich als Hausindustrie auftreten. Die ersten Maschinen wur<strong>de</strong>n daher regelmäßig<br />
in Fabriken aufgestellt, o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rs ausgedrückt, die alten Stickereihandlungen<br />
wur<strong>de</strong>n zu Stickereifabriken. Die Anlernung <strong>de</strong>s Arbeiterstammes bil<strong>de</strong>te<br />
dabei die wichtigste Aufgabe <strong>de</strong>s Unternehmers.<br />
Seit <strong>de</strong>r Einführung <strong>de</strong>r Handmaschinenstickerei vollzog sich ein von <strong>de</strong>r Konjunktur<br />
abhängiger Berufswechsel <strong>de</strong>r Bevölkerung. Während <strong>de</strong>r Stickerei in<br />
Zeiten guten Geschäftsganges neue Arbeiter zuströmen, wen<strong>de</strong>n sich in Zeiten <strong>de</strong>r<br />
Abflauung viele von ihr wie<strong>de</strong>r ab. Charakteristisch ist, daß die Zuwan<strong>de</strong>rung<br />
auch hier wesentlich lokal geblieben ist. <strong>Das</strong> hat zunächst<br />
<strong>Rasch</strong>, <strong>Das</strong> <strong>Eibenstocker</strong> <strong>Stickereigewerbe</strong> unter <strong>de</strong>r Einwirkung <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>, <strong>1910</strong>, 135 (169)<br />
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