Rasch-Das Eibenstocker Stickereigewerbe 1910 - modetheorie.de
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<strong>mo<strong>de</strong>theorie</strong>.<strong>de</strong><br />
<strong>Rasch</strong>, <strong>Das</strong> <strong>Eibenstocker</strong> <strong>Stickereigewerbe</strong> unter <strong>de</strong>r Einwirkung <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>, <strong>1910</strong>, 75 (169)<br />
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war die Perlstickerei eine fast keine Sorgfalt erfor<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Handarbeit (1); hieraus<br />
erklärte sich vor allem die Erdrückung <strong>de</strong>r bisherigen Gewerbezweige. So intensiv<br />
erfolgte das Vordrängen <strong>de</strong>r Perlarbeit, daß bereits nach einem Jahre 9/10 <strong>de</strong>r<br />
Tamburmaschinen von Eibenstock und Umgegend ausschließlich zum Konturensticken<br />
verwen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n.<br />
So günstig die technischen Vorbedingungen für das Ge<strong>de</strong>ihen <strong>de</strong>r Perlstickerei<br />
waren, so ver<strong>de</strong>rblich wirkte auch hier die Stellung <strong>de</strong>r <strong>Eibenstocker</strong> Stickerei als<br />
Lohnindustrie und die gegenseitige Konkurrenz <strong>de</strong>r selbständigen Betriebe, sowie<br />
das Sinken <strong>de</strong>r Nachfrageschichten; teils drückten die Annaberger Auftraggeber<br />
auf die Preise, teils unterboten sich die größeren selbständigen Geschäfte, teils<br />
wur<strong>de</strong>n, da die Ware allmählich von min<strong>de</strong>r kaufkräftigen Konsumenten verlangt<br />
wur<strong>de</strong>, die Ansprüche an die Qualität geringer. Auf je<strong>de</strong>n Fall wur<strong>de</strong>n die Perlguirlan<strong>de</strong>n<br />
innerhalb dreier Jahre so min<strong>de</strong>rwertig, daß die Einkäufer <strong>de</strong>n Artikel<br />
nicht mehr bestellten. Zwar setzten Bestrebungen ein, durch Neumusterung, namentlich<br />
durch Verwendung bunter Perlen (2) von verschie<strong>de</strong>ner Größe das Erzeugnis<br />
qualitativ zu heben und ihm wie<strong>de</strong>r einen Platz in <strong>de</strong>n Musterkollektionen<br />
<strong>de</strong>r Engroshändler zu sichern - aber vergeblich; selbst die Annäherung an die<br />
Tüllperlmo<strong>de</strong> durch das Ausmustern von Fassonsachen (Stulpen, Kragen) blieb<br />
ohne Erfolg.<br />
γ) Die Tüllperlsachen.<br />
Die Tüllperlartikel erfreuten sich einer wesentlich längeren Nachfrage; das lag vor<br />
allem auch daran, daß dieselbe Ware von Paris aus als Erzeugnis <strong>de</strong>r Lüneviller<br />
Perlstickerei vertrieben wur<strong>de</strong> und daher die Musterung beständig die neuesten<br />
Vorbil<strong>de</strong>r hatte. Allerdings unterschied sich die <strong>Eibenstocker</strong> Ware durch ihre<br />
bunte Ausführung. Je nach <strong>de</strong>n Saisons traten bald die Meterware, bald die Fassonsachen<br />
(Kragen, Stulpen) in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund <strong>de</strong>r Erzeugung. Daneben vollzogen<br />
sich Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r äußeren Form; neben und statt Perlen wur<strong>de</strong>n<br />
Flitter und Schmelz verwen<strong>de</strong>t. Gera<strong>de</strong> zur Zeit <strong>de</strong>s Nie<strong>de</strong>rganges <strong>de</strong>r Perlguirlan<strong>de</strong>n<br />
setzten bezeichnend genug diese Neumusterungen <strong>de</strong>r Tüllperlstickerei<br />
ein; eben um vor <strong>de</strong>m Schicksal <strong>de</strong>r dichten Perlbesätze bewahrt zu bleiben.<br />
____________________<br />
(1) H.-K.-B. Plauen 1883, S. 134.<br />
(2) A. a. O. 1883, S. 133.<br />
<strong>Rasch</strong>, <strong>Das</strong> <strong>Eibenstocker</strong> <strong>Stickereigewerbe</strong> unter <strong>de</strong>r Einwirkung <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>, <strong>1910</strong>, 75 (169)<br />
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