Rasch-Das Eibenstocker Stickereigewerbe 1910 - modetheorie.de
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<strong>mo<strong>de</strong>theorie</strong>.<strong>de</strong><br />
<strong>Rasch</strong>, <strong>Das</strong> <strong>Eibenstocker</strong> <strong>Stickereigewerbe</strong> unter <strong>de</strong>r Einwirkung <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>, <strong>1910</strong>, 68 (169)<br />
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Sanierung behalten. Hier wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Weg <strong>de</strong>r Bedarfserregung konsequent beschritten;<br />
im Wirkungsgebiete <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong> war er gangbar im Gegensatze zu <strong>de</strong>n<br />
an<strong>de</strong>ren widrigen Einwirkungen lokaler Abwan<strong>de</strong>rung, übermächtiger Konkurrenz,<br />
allgemeiner Wirtschaftskrisis, <strong>de</strong>nen das kleine Gewerbe machtlos gegenüberstand.<br />
b) Der Ausweg.<br />
Gera<strong>de</strong> zur Zeit <strong>de</strong>r Depression wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r <strong>Eibenstocker</strong> Industrie erklärlicherweise<br />
die lebhaftesten Anstrengungen gemacht, neuen Absatz zu erringen.<br />
Einen dauern<strong>de</strong>n Erfolg hatten die Erweiterungen <strong>de</strong>s Produktionsprogrammes bis<br />
1879 nicht gezeitigt, und die Frage: „Was nun?“ erhob sich damals recht eindringlich.<br />
Unter <strong>de</strong>n obwalten<strong>de</strong>n Umstän<strong>de</strong>n übermächtiger Konkurrenz und unsicherer<br />
Lohnarbeit blieb <strong>de</strong>r <strong>Eibenstocker</strong> Industrie nur ein Weg gangbar: die Herstellung<br />
von Klei<strong>de</strong>rausputz.<br />
Ansätze zur Besatzfabrikation waren ja bereits mehrfach gemacht wor<strong>de</strong>n; es sei<br />
erinnert an die Bandzackenherstellung, an die kurze Zeit <strong>de</strong>r Gorlnäherei (1) und<br />
<strong>de</strong>r bunten Besätze, sowie an die handmaschinengestickten weißen Streifen und<br />
Einsätze. Sie können als die Keime <strong>de</strong>r Gegenwart angesehen wer<strong>de</strong>n. Die Verbindung<br />
mit <strong>de</strong>n Engroshäusern <strong>de</strong>r Besatzbranche war doch nicht ganz verloren<br />
gegangen, und auf diesem Fundament ließ sich leichter ein Neubau errichten als<br />
auf ungeebnetem Bo<strong>de</strong>n.<br />
Die Suche nach neuer Arbeit hatte in <strong>de</strong>r Tamburstickerei 1880, in <strong>de</strong>r Handmaschinenstickerei<br />
1881, also fast gleichzeitig Erfolg. Man war in bei<strong>de</strong>n Fällen auf<br />
getrennten Wegen zum Ziele gelangt. Die Handmaschinenstickerei schöpfte die<br />
Kraft aus sich selbst heraus: man ließ - zunächst in Plauen - Tüll auf <strong>de</strong>r Maschine<br />
besticken und zwar in fortlaufen<strong>de</strong>n Mustern als Tüllspitze. Die Tamburstickerei<br />
knüpfte an technisch ziemlich fernliegen<strong>de</strong> Vorbil<strong>de</strong>r an, nämlich an die Annaberger<br />
Gorlnäherei; sie nahm für die Applikation auf vortamburierte Muster ein<br />
ganz neues Material auf: die Glasperlen, welche ebenfalls mit <strong>de</strong>r Tamburna<strong>de</strong>l<br />
aufgenäht wur<strong>de</strong>n. Aber zugleich wand sich dieser neue Industriezweig zurück zu<br />
<strong>de</strong>r bereits durch die<br />
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(1) H.-K.-B. Plauen 1864, S. 222/3.<br />
<strong>Rasch</strong>, <strong>Das</strong> <strong>Eibenstocker</strong> <strong>Stickereigewerbe</strong> unter <strong>de</strong>r Einwirkung <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>, <strong>1910</strong>, 68 (169)<br />
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