Rasch-Das Eibenstocker Stickereigewerbe 1910 - modetheorie.de
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<strong>mo<strong>de</strong>theorie</strong>.<strong>de</strong><br />
<strong>Rasch</strong>, <strong>Das</strong> <strong>Eibenstocker</strong> <strong>Stickereigewerbe</strong> unter <strong>de</strong>r Einwirkung <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>, <strong>1910</strong>, 70 (169)<br />
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Je<strong>de</strong>s Wellental war in Eibenstock ein kleines Abbild <strong>de</strong>r großen Depression<br />
1872-80 und zeigte dieselben Erweiterungsversuche <strong>de</strong>s Produktionsprogrammes<br />
wie damals. Die Bedarfsintermissionen waren aber für die gesamte lokale Industrie<br />
daher von geringer Be<strong>de</strong>utung, weil zugleich in Eibenstock leichte und<br />
schwere Effekte ausgemustert wer<strong>de</strong>n konnten, entwe<strong>de</strong>r an die Posamenten o<strong>de</strong>r<br />
an die Spitzen anlehnend. Dadurch war die lange Dauer <strong>de</strong>r Besatzstickerei bedingt.<br />
β) Abhängigkeitsverhältnisse.<br />
Auch in an<strong>de</strong>rer Beziehung liegen Vergleiche zur Krinolinenzeit nahe. Zwar war<br />
Berlin als Konkurrent weggefallen; <strong>de</strong>nn Eibenstock hatte die Weißwarenerzeugung<br />
und die gesamte Wäschefabrikation aufgegeben. Auch <strong>de</strong>r Einfluß <strong>de</strong>r<br />
Schweiz war zum min<strong>de</strong>sten gegen früher nicht gewachsen; die sächsische Stickerei<br />
hatte sogar seit 1880 durch die Tüllspitze einen Spezialartikel, welcher durch<br />
die Schweizer Industrie aus arbeitstechnischen Grün<strong>de</strong>n nicht aufgenommen wer<strong>de</strong>n<br />
konnte(1). Mehr und mehr lockerten sich auch die direkten Beziehungen <strong>de</strong>s<br />
Vere<strong>de</strong>lungsverkehrs. Eine erhöhte Be<strong>de</strong>utung erlangte hingegen namentlich zu<br />
Zeiten intermittieren<strong>de</strong>r Besatzmo<strong>de</strong> - Mitte <strong>de</strong>r 1880er und 1890 er Jahre - die<br />
Klei<strong>de</strong>rstickerei für Glauchau-Meerane; aber auch sie stand von ihrem letzten<br />
Aufschwunge (1894) an auf <strong>de</strong>m Aussterbeetat.<br />
Aber die Arbeit für Glauchau-Meerane und die Schweiz trat doch in ihrer Be<strong>de</strong>utung<br />
für die Gesamtkonjunktur während dieser Entwicklungsperio<strong>de</strong> durchaus<br />
zurück gegenüber <strong>de</strong>n engen Beziehungen zur Annaberger Posamentenindustrie;<br />
<strong>de</strong>nn die <strong>Eibenstocker</strong> Perlbesätze, soweit sie auf dichtem Grun<strong>de</strong> angefertigt<br />
wur<strong>de</strong>n, waren Nachahmung Annaberger Erzeugnisse. Zugleich übernahmen die<br />
Annaberger Posamentenhändler <strong>de</strong>n Absatz <strong>de</strong>r Perlguirlan<strong>de</strong>n; <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Ort<br />
wur<strong>de</strong> seit<br />
____________________<br />
1) Die Ostschweizer Stickerei hat bis auf <strong>de</strong>n heutigen Tag nur wenig Tüll bearbeitet. Die von<br />
Wartmann a. a. O. 1881 - 1890, S. 125 angegebenen technischen Grün<strong>de</strong> können eher geglaubt als<br />
bewiesen wer<strong>de</strong>n: „Die Vorliebe <strong>de</strong>r Sachsen für undichte Bö<strong>de</strong>n beruht auf <strong>de</strong>r häufigen Verwendung<br />
<strong>de</strong>r schweren dreistöckigen Maschinen. Der Arbeiter bestickt am liebsten die Stoffe, die <strong>de</strong>r<br />
Na<strong>de</strong>l geringen Wi<strong>de</strong>rstand entgegensetzen. Der sächsische Sticker hat daher auch in <strong>de</strong>r Tüllstikkerei<br />
größere Übung, verlangt geringere Löhne, und daher hat Sachsen hier die erste Stelle errungen“.<br />
Vgl. auch „Bericht über Han<strong>de</strong>l und Industrie <strong>de</strong>s Kantons St. Gallen“ 1904, S. 16.<br />
<strong>Rasch</strong>, <strong>Das</strong> <strong>Eibenstocker</strong> <strong>Stickereigewerbe</strong> unter <strong>de</strong>r Einwirkung <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>, <strong>1910</strong>, 70 (169)<br />
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