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Rasch-Das Eibenstocker Stickereigewerbe 1910 - modetheorie.de

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<strong>mo<strong>de</strong>theorie</strong>.<strong>de</strong><br />

<strong>Rasch</strong>, <strong>Das</strong> <strong>Eibenstocker</strong> <strong>Stickereigewerbe</strong> unter <strong>de</strong>r Einwirkung <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>, <strong>1910</strong>, 78 (169)<br />

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wie<strong>de</strong>r um Erlangung von Schweizer Lohnaufträgen. Aber <strong>de</strong>m Zug zur Selbständigkeit<br />

entsprechend suchte man vor allem neue Artikel zur Bearbeitung heranzuziehen.<br />

Als Nachahmung eines Plauener Erzeugnisses wur<strong>de</strong> ein Teil <strong>de</strong>r Maschinen<br />

mit <strong>de</strong>r Herstellung von Krepelissespitze, die Besatzzwecken diente, beschäftigt<br />

(1). Eine Firma griff auf die Handschuhstickerei zurück; sie erhielt 1886 ein<br />

Patent auf eine Vorrichtung für das Einspannen von Fassonwaren in <strong>de</strong>n Rahmen<br />

<strong>de</strong>r Heilmannschen Stickmaschine (2). Zwar erlangte diese Verwendung <strong>de</strong>r<br />

Handmaschinen kurze Zeit eine erhebliche Aus<strong>de</strong>hnung; aber auch jetzt zeigte<br />

sich das Charakteristikum <strong>de</strong>r Stickereilohnindustrie: <strong>de</strong>r Handschuh mit Stickerei<br />

blieb nur einige Saisons, genau wie vor Zeiten <strong>de</strong>r gestickte Schuh o<strong>de</strong>r Sonnenschirm<br />

o<strong>de</strong>r das gestickte Kleid. Infolge <strong>de</strong>r Arbeitslosigkeit ging ein großer Teil<br />

<strong>de</strong>r Sticker zur Verrichtung von Tagelöhner- und Handlangerarbeiten über (3).<br />

Weniger schwer war die Lage <strong>de</strong>r Tamburstickerei, trotz <strong>de</strong>r jahrelangen Bedarfsintermission<br />

in <strong>de</strong>n Perlguirlan<strong>de</strong>n. Zunächst traten ja die Tüllperlsachen als<br />

teilweiser Ersatz auf; aber sie genügten durchaus nicht für die volle Beschäftigung<br />

<strong>de</strong>r Tamburmaschinen. Ersatzversuche waren also auch hier notwendig. Durch das<br />

Glück <strong>de</strong>r Konjunktur hatten die Ausmusterungen <strong>de</strong>r sächsisch-thüringischen<br />

Webereien in Stickklei<strong>de</strong>rn Erfolg.<br />

Diese neue Mo<strong>de</strong> <strong>de</strong>r bestickten Klei<strong>de</strong>r war ein Beispiel <strong>de</strong>r Allmählichkeit <strong>de</strong>s<br />

Mo<strong>de</strong>wechsels; die Stickerei war ein Nachhall <strong>de</strong>r Perlbesätze auf dichtem Grun<strong>de</strong>.<br />

Denn neben <strong>de</strong>r Maschinenstickerei wur<strong>de</strong>n Perlen mit <strong>de</strong>r Hand aufgenäht;<br />

die Verzierung war mannigfaltig durch das verschie<strong>de</strong>ne Applikationsmaterial,<br />

Plüsch, Chenille, Schnüre usw. Wesentlich war dabei, daß nur einzelne abgepaßte<br />

Klei<strong>de</strong>rteile (sogen. Tabliers) bestickt wur<strong>de</strong>n, ganze Stofflängen hingegen nicht.<br />

<strong>Das</strong> Zusammenwirken von Hand- und Maschinenstich hatte zur Folge, daß die<br />

Handstickmaschine nicht für die Veredlung <strong>de</strong>r Tabliers in Frage kam; <strong>de</strong>nn die<br />

Tamburstiche liegen nahtartig fest auf. Die Plattstiche hingegen können leicht<br />

verzerrt wer<strong>de</strong>n, und daher wäre die spätere Perl- usw. Applikation für solche<br />

Muster gar nicht möglich gewesen (4). Dazu kam, daß man für die neue<br />

____________________<br />

(1) H.-K.-B. Plauen 1885, S. 122.<br />

(2) A. a. O. 1886, S. 134/5.<br />

(3) A. a. O. 1884, S. 137.<br />

(4) A. a. O. 1886, S. 134.<br />

<strong>Rasch</strong>, <strong>Das</strong> <strong>Eibenstocker</strong> <strong>Stickereigewerbe</strong> unter <strong>de</strong>r Einwirkung <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>, <strong>1910</strong>, 78 (169)<br />

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