Rasch-Das Eibenstocker Stickereigewerbe 1910 - modetheorie.de
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<strong>mo<strong>de</strong>theorie</strong>.<strong>de</strong><br />
<strong>Rasch</strong>, <strong>Das</strong> <strong>Eibenstocker</strong> <strong>Stickereigewerbe</strong> unter <strong>de</strong>r Einwirkung <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>, <strong>1910</strong>, 124 (169)<br />
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1. Die Zeichner.<br />
a) Die Stellung <strong>de</strong>s Zeichners im Betriebe und in <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>industrie.<br />
Die Zeichner haben in <strong>de</strong>r Stickereiindustrie eine doppelte Aufgabe, eine kunstgewerbliche<br />
und eine technische, zu erfüllen; ihnen liegt das Entwerfen von Mustern<br />
und das Herstellen <strong>de</strong>r Schablonen ob. Die kunstgewerbliche Tätigkeit besteht<br />
einmal darin, I<strong>de</strong>en, die <strong>de</strong>r Fabrikant-(Verleger) aus eigener o<strong>de</strong>r frem<strong>de</strong>r<br />
Quelle angibt, zu Mustern zu verarbeiten; zum an<strong>de</strong>rn darin, selbständig, aus sich<br />
heraus, neue mo<strong>de</strong>bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Entwürfe zu schaffen. Der Zeichner hat dieselben im<br />
Geiste <strong>de</strong>r herrschen<strong>de</strong>n Mo<strong>de</strong> zu halten; er soll aber nicht die Vorlagen <strong>de</strong>r großen<br />
Mo<strong>de</strong>plätze kopieren, son<strong>de</strong>rn im neuzeitlichen Geschmacke Eigenartiges<br />
herstellen, die Mo<strong>de</strong> zum Musterungswechsel veranlassen. Die Entwürfe müssen<br />
einen einheitlichen Zug tragen und doch in großer Auswahl vorgelegt wer<strong>de</strong>n.<br />
Von <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>s Zeichners ist das Aussehen <strong>de</strong>s Musters und damit <strong>de</strong>ssen<br />
Verkaufsfähigkeit in hohem Maße abhängig. Er muß daher beurteilen können, wie<br />
sich <strong>de</strong>r Entwurf als Stickerei ausnehmen wird, ob er überhaupt technisch ausführbar<br />
ist. Wenn auch <strong>de</strong>r Fabrikant-(Verleger) oft die Anregung gibt, so bleibt<br />
<strong>de</strong>m Zeichner immer noch die schwierige Aufgabe, sich in diese Vorschläge hineinzu<strong>de</strong>nken.<br />
Vertrautheit mit <strong>de</strong>r herrschen<strong>de</strong>n Mo<strong>de</strong>richtung ist für ihn ebenso<br />
unerläßlich wie die Fähigkeit, <strong>de</strong>n gewünschten „Effekt“ innerhalb <strong>de</strong>s technischen<br />
„Verfahrens“ und <strong>de</strong>r gestellten Preisgrenzen zu erzielen. Preis und Technik<br />
stellen <strong>de</strong>m Zeichner die Grenzen, innerhalb <strong>de</strong>ren er seine Fähigkeiten betätigen<br />
kann.<br />
Zunächst wird vom Fabrikanten-(Verleger) für je<strong>de</strong>s Muster, für <strong>de</strong>ssen Entwurf<br />
er Angaben macht, ein Höchstpreis festgesetzt, <strong>de</strong>r mittelbar durch die Stichzahl<br />
eines Rapports ausgedrückt ist; die Verteilung, die Lage, die Zahl <strong>de</strong>r Stiche sind<br />
vom Zeichner so einzurichten, daß die Kosten für das Material und die Arbeitslöhne<br />
möglichst niedrig sind.<br />
Die Herstellung <strong>de</strong>r Stickschablone bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n rein mechanischen Teil <strong>de</strong>r Zeichnerarbeit.<br />
Die Skizze wird, sechsmal vergrößert, im Umrisse aufgezeichnet, die<br />
Stiche wer<strong>de</strong>n als gera<strong>de</strong><br />
<strong>Rasch</strong>, <strong>Das</strong> <strong>Eibenstocker</strong> <strong>Stickereigewerbe</strong> unter <strong>de</strong>r Einwirkung <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>, <strong>1910</strong>, 124 (169)<br />
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