Rasch-Das Eibenstocker Stickereigewerbe 1910 - modetheorie.de
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<strong>mo<strong>de</strong>theorie</strong>.<strong>de</strong><br />
<strong>Rasch</strong>, <strong>Das</strong> <strong>Eibenstocker</strong> <strong>Stickereigewerbe</strong> unter <strong>de</strong>r Einwirkung <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>, <strong>1910</strong>, 130 (169)<br />
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2. Die Zeichnerschule.<br />
Die Zeichnerschule, amtlich „Zweigabteilung <strong>de</strong>r Kgl. Kunstschule für Textilindustrie<br />
zu Plauen“, besteht seit 1899. <strong>Das</strong> Ziel (1) <strong>de</strong>s Unterrichtes bil<strong>de</strong>t „die<br />
Befähigung ... <strong>de</strong>r Vergrößerer, künstlerische Musterentwürfe, insbeson<strong>de</strong>re die<br />
darin enthaltenen Pflanzen- und Ornamentenformen mit richtigem Verständnis für<br />
die Zwecke <strong>de</strong>r Gardinen- und Stickereifabrikation übertragen zu können“. Die<br />
Schüler sind Zeichnerlehrlinge, welche in 3 Jahresklassen wöchentlich 6-8 Stun<strong>de</strong>n<br />
Zeichenunterricht erhalten. <strong>Das</strong> tatsächlich erreichte Maß <strong>de</strong>r Geschicklichkeit<br />
geht über die Lehrziele in vielen Fällen hinaus. In Eibenstock selbst bestehen<br />
lei<strong>de</strong>r für die Ausbildung von Musterzeichnern, die einen <strong>de</strong>n künstlerischen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
dieses Berufs entsprechen<strong>de</strong>n Unterricht erhalten müßten, keinerlei<br />
Veranstaltungen; diesem Zwecke dient die Hauptanstalt in Plauen, welche Musterzeichner<br />
in dreijährigen Kursen mit vollem Tagesunterrichte ausbil<strong>de</strong>t.<br />
3. Die Preisausschreiben.<br />
Die Preisausschreiben für die Zeichner fin<strong>de</strong>n alljährlich statt und zwar getrennt<br />
nach einzelnen Gewerbezweigen: Maschinenweißstickerei, Spitzen-, Gardinenfabrikation,<br />
Weberei, Posamentenindustrie. 1907 fand zum erstenmale für die <strong>Eibenstocker</strong><br />
Buntstickerei ein Wettbewerb statt. Bei <strong>de</strong>r Beurteilung <strong>de</strong>r eingesandten<br />
Entwürfe soll beson<strong>de</strong>rer Wert gelegt wer<strong>de</strong>n auf die künstlerische Gestaltung,<br />
daneben sollen auch die technischen Zwecke <strong>de</strong>r Zeichnung nicht außer acht gelassen<br />
wer<strong>de</strong>n. Bei<strong>de</strong>s - reiner Stil und technische Ausführbarkeit - sollen in Einklang<br />
gebracht wer<strong>de</strong>n; bloß zusammengestellte Kopien und Plagiate sind von <strong>de</strong>r<br />
Bewerbung ausgeschlossen.<br />
Über <strong>de</strong>n Wert <strong>de</strong>r Einrichtung ist man in gewerblichen Kreisen geteilter Anschauung.<br />
Gewiß sind die Wettbewerbe ein Anreiz für <strong>de</strong>n Zeichner, das eigene<br />
Schaffen zu vertiefen; aber man darf sich nicht verhehlen, daß sie mehr eine Kontrolle<br />
<strong>de</strong>r Leistungen <strong>de</strong>r Zeichner darstellen als ein Bildungsmittel.<br />
Gegen die Beteiligung an <strong>de</strong>n Wettbewerben führen die Zeichner privatwirtschaftliche<br />
Erwägungen an; die Entwürfe wür<strong>de</strong>n ausgestellt und könnten kopiert wer<strong>de</strong>n;<br />
<strong>de</strong>r Urheber wer<strong>de</strong> mehr Nutzen aus ihnen ziehen, wenn er sie ausschließlich<br />
für<br />
____________________<br />
(1) Vgl. die Lehrpläne <strong>de</strong>r Plauerner Anstalt.<br />
<strong>Rasch</strong>, <strong>Das</strong> <strong>Eibenstocker</strong> <strong>Stickereigewerbe</strong> unter <strong>de</strong>r Einwirkung <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>, <strong>1910</strong>, 130 (169)<br />
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