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Rasch-Das Eibenstocker Stickereigewerbe 1910 - modetheorie.de

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<strong>mo<strong>de</strong>theorie</strong>.<strong>de</strong><br />

<strong>Rasch</strong>, <strong>Das</strong> <strong>Eibenstocker</strong> <strong>Stickereigewerbe</strong> unter <strong>de</strong>r Einwirkung <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>, <strong>1910</strong>, 47 (169)<br />

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Dienste leistete die Näh-, damals noch Steppmaschine genannt; man benutzte sie<br />

sogar zur Variierung <strong>de</strong>s Erzeugnisses, in<strong>de</strong>m man teils mehr, teils weniger<br />

Steppnähte anbrachte. Typisch war damals für Eibenstock die an die Klöppelei<br />

erinnern<strong>de</strong> Verzierung mit weißer Stickerei. Außer <strong>de</strong>m alteingesessenen Tamburstich,<br />

<strong>de</strong>m dadurch neue Verwendungsmöglichkeit gegeben wur<strong>de</strong>, verwen<strong>de</strong>te<br />

man <strong>de</strong>n Hexenstich, einen Plattstich ohne plastische Effekte (1). Die rein äußerliche<br />

Nüanzierung verwendungsgleicher Produkte hatte zwar keinerlei Einfluß<br />

auf die Gebrauchsreife, ausschlaggeben<strong>de</strong>n jedoch für die augenblickliche Absatzreife.<br />

Sie sicherte <strong>de</strong>r <strong>Eibenstocker</strong> Industrie zunächst eine gewisse Selbständigkeit<br />

gegenüber <strong>de</strong>r Berliner Konkurrenz und gera<strong>de</strong> durch die Eigenart <strong>de</strong>r<br />

Ausführung konnte die Weißwarenherstellung bis nach 1870 das Hauptgewerbe<br />

<strong>de</strong>s Ortes und <strong>de</strong>r von ihm beschäftigten Umgebung wer<strong>de</strong>n. Die Fabrikanten (-<br />

Verleger) suchten nicht nur diesen Vorteil alt-bo<strong>de</strong>nständiger Technik auszunutzen,<br />

son<strong>de</strong>rn sie bemühten sich auch, das Produkt weiter zu variieren durch Verwendung<br />

neuer Zutaten und dadurch immer wie<strong>de</strong>r neuen Bedarf zu erregen.<br />

γ) Die Bandzacken als Beispiel einer vorübergehend aufgenommenen Technik.<br />

Bei <strong>de</strong>n Bandzacken han<strong>de</strong>lte es sich um Einführung bisher noch nicht geübter<br />

Technik, und ihre schnelle Einbürgerung könnte verwun<strong>de</strong>rn, wenn sie nicht bedingt<br />

gewesen wäre durch <strong>de</strong>n ausge<strong>de</strong>hnten und zugleich qualitativ min<strong>de</strong>rwertigen<br />

Bedarf nach garnierten Weißwaren. Denn die Krinoline war bis in die ärmsten<br />

Schichten <strong>de</strong>r weiblichen Bevölkerung gedrungen, und dann verbot die riesige<br />

Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>r Garnituren die Verwendung kostbarer Stoffe und qualifizierter<br />

Bearbeitung. So war die ganze Erzeugung notgedrungen billigste Ware, und an<br />

ihr konnte sich die obererzgebirgische Bevölkerung wohl einarbeiten; aber die<br />

lange Dauer dieses Bedarfs nach Schundware mußte eine Hebung <strong>de</strong>r technischen<br />

Leistungen ausgeschlossen erscheinen lassen. <strong>Das</strong> war <strong>de</strong>r gemeinsame Zug in <strong>de</strong>r<br />

Entwicklung <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n neuen Betriebszweige.<br />

Die Bandzackenerzeugung war eine <strong>de</strong>r vielen Zutatengattungen, an <strong>de</strong>nen die<br />

Krinolinenzeit so reich war. Als die neue Ware 1859 von einem Johanngeorgenstädter<br />

Hause auf <strong>de</strong>n Markt<br />

____________________<br />

(1) H.-K.B. Plauen 1869, S. 138; 1872/4, S. 307.<br />

<strong>Rasch</strong>, <strong>Das</strong> <strong>Eibenstocker</strong> <strong>Stickereigewerbe</strong> unter <strong>de</strong>r Einwirkung <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>, <strong>1910</strong>, 47 (169)<br />

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