Rasch-Das Eibenstocker Stickereigewerbe 1910 - modetheorie.de

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Rasch, Das Eibenstocker Stickereigewerbe unter der Einwirkung der Mode, 1910, 134 (169)
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zu regeln“. Konventionalstrafen bis 100 M sind vorgesehen für Mitglieder, die
sich der „Verschleppung der hiesigen Besatzindustrie“ durch die Lieferung von
Schablonen nach auswärts oder eines zweifellos unlauteren Geschäftsbetriebes
schuldig machen. Diese Bestimmungen sind nicht durchführbar; denn die Organisation
ist nicht straff genug, daß der Austritt aus dem Vereine geschäftliche Schäden
nach sich ziehen könnte. Es atmet ein zünftlerischer Geist aus diesen Bestimmungen,
zünftlerisch auch insofern, als über die fachliche Hebung des Berufes
einfach geschwiegen wird.
Die Gehilfen sind in einem Zweigverein vom „Verband Deutscher Zeichner“
(Sitz: Berlin) organisiert; sein Ziel ist, „die Vertretung der Interessen seiner Mitglieder
in gewerblicher und künstlerischer Beziehung und Erringung günstiger
Existenzbedingungen“. Infolge des mangelnden Solidaritätsgefühls haben beide
Vereinigungen bisher keinerlei nennenswerte Einflüsse ausüben können.
Im allgemeinen nimmt der Musterzeichner in der erzgebirgischen Stickerei nicht
die wichtige Stelle ein wie in der Schweizer Schwesterindustrie (1). Hier fährt der
Fabrikant oder Verleger mit seinem Zeichner nach Paris, um die Moderichtung an
Ort und Stelle auszuspüren. Das Bemerkenswerte wird sofort skizziert und zu
Hause verarbeitet. Diese gemeinsame und daher so fruchtbare Arbeit kann die
Eibenstocker Industrie infolge der Trennung der Zeichnerwerkstatt vom kaufmännischen
Betriebe nicht leisten. Die mittleren und kleinen Stickereigeschäfte, also
die überwiegende Mehrzahl, können keine eigenen Zeichner bezahlen. Vielleicht
ist jene Betriebszersplitterung der Industrie das unüberwindliche Hindernis, das
auch der qualitativen Hebung des Zeichnerstandes entgegensteht.
Die Aufgabe, Kunst und Technik zu vereinen, hat bisher weder von den Zeichnern
in Eibenstock noch von denen älterer und größerer Industrien befriedigend gelöst
werden können; z. B. weder in Nottingham, noch in Calais (2); es wird selbst über
die Verflachung der Pariser Entwürfe geklagt (3). Daß die Zeichner
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(1) Sester, „Die wirtschaftliche Lage der hausindustriellen Handmaschinensticker in der Ostschweiz“
Heidelberger Diss. S. 77. Bonn 1903. Auch Arthur Steinmann, „Die Ostschweizerische
Stickereiindustrie“. Zürcher Volkswirtschaftliche Studien, Heft 7. Zürich 1905, S. 65.
(2) Dietrich „Spitzenindustrie ...“ S. 59. „Tapisserie-, Spitzen- und Posamentenzeitung“ 1907, S.
133/4.
(3) „Jahresbericht des Vogtl.-Erzgeb. Industrievereins“ 1903/04.
Rasch, Das Eibenstocker Stickereigewerbe unter der Einwirkung der Mode, 1910, 134 (169)
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