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Rasch-Das Eibenstocker Stickereigewerbe 1910 - modetheorie.de

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<strong>mo<strong>de</strong>theorie</strong>.<strong>de</strong><br />

<strong>Rasch</strong>, <strong>Das</strong> <strong>Eibenstocker</strong> <strong>Stickereigewerbe</strong> unter <strong>de</strong>r Einwirkung <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>, <strong>1910</strong>, 76 (169)<br />

73<br />

δ) Die Tüllstickerei.<br />

Die Tüllmo<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> von Plauen aus <strong>de</strong>r Handmaschine dienstbar gemacht; diese<br />

Ausnützung <strong>de</strong>s weiten Produktionsradius <strong>de</strong>r Handmaschine war diktiert von<br />

<strong>de</strong>m Bestreben, die Arbeit für die Schweiz abzustoßen und die Maschine selbständig<br />

in ihrer Produktion zu machen; <strong>de</strong>nn bisher war sie abhängig gewesen von<br />

<strong>de</strong>r Weißwarenerzeugung und von <strong>de</strong>r Klei<strong>de</strong>rweberei. <strong>Das</strong> Besticken von Tülluntergrund<br />

in Streifenform schuf die zunächst vielgepriesene Tüllspitze, <strong>de</strong>ren Anfertigung<br />

bald mit fast allen sächsischen Plattstichmaschinen in Angriff genommen<br />

wur<strong>de</strong> (1). Die Blüte dieses neuen Produktionszweiges fiel ungefähr mit <strong>de</strong>m<br />

Ge<strong>de</strong>ihen <strong>de</strong>r Perlguirlan<strong>de</strong>nstickerei zusammen.<br />

Die Einführung <strong>de</strong>r Tüllspitze war dadurch erleichtert wor<strong>de</strong>n, daß dieselbe im<br />

Gegensatze zu an<strong>de</strong>ren Spitzenarten waschbar ist (2) und <strong>de</strong>r Tüll zunächst einen<br />

niedrigen Preis hatte. Allerdings stiegen <strong>de</strong>ssen Preise bald, es traten Schwankungen<br />

von 10-20 % ein (3). Eine Preiserhöhung <strong>de</strong>r Spitze wäre schließlich dadurch<br />

gerechtfertigt gewesen, zumal <strong>de</strong>r Wert <strong>de</strong>s Erzeugnisses mehr im Tüll als in <strong>de</strong>r<br />

Stickerei lag. Aber das Unterbieten seitens <strong>de</strong>r Konkurrenz verbot <strong>de</strong>n Fabrikanten<br />

(-Verleger) diese Maßregel im eigenen Interesse. Es vollzog sich also <strong>de</strong>rselbe<br />

Nie<strong>de</strong>rgangsprozeß und aus <strong>de</strong>nselben Grün<strong>de</strong>n wie bei <strong>de</strong>n Perlguirlan<strong>de</strong>n. Ebenso<br />

wie dort suchte man die Produktionskosten durch billige Ausführung zu erniedrigen;<br />

dazu veranlaßte auch das Sinken <strong>de</strong>r Nachfrageschicht: „In Eibenstock wie<br />

überall beschränkte sich schließlich die Nachfrage mehr und mehr auf ordinärste<br />

Ware in viel Garn fressen<strong>de</strong>n Mustern mit langgezogenen Stichen“ (4). Die Qualitätsverschlechterung<br />

erstreckte sich zum Überfluß auch auf <strong>de</strong>n Tüll (5).<br />

Episo<strong>de</strong>nhaft trat im Gegensatz zur jahrelangen Abhängigkeit von Annaberg, aber<br />

mit <strong>de</strong>nselben Wirkungen, in <strong>de</strong>r Handmaschinenstickerei Lohnarbeit für nordamerikanische<br />

Häuser auf; sie „ließen Tüllspitzen in großen Mengen im Kammerbezirk<br />

um Lohn<br />

____________________<br />

(1) H.-K.-B. Plauen 1884, S. 135.<br />

(2) A. a. O. 1885, S. 121.<br />

(3) A. a. O. 1884, S. 136.<br />

(4) A. a. 0. 1884, S. 135. Ähnliches berichtet Wartmann „Han<strong>de</strong>l und Industrie <strong>de</strong>s Kantons St.<br />

Gallen 1881 -1890“, St. Gallen 1895, S. 124/5.<br />

(5) Vgl. die Angaben einer Plauener Tüllhandlung im H.-K.-B. Plauen 1886, S. 117.<br />

<strong>Rasch</strong>, <strong>Das</strong> <strong>Eibenstocker</strong> <strong>Stickereigewerbe</strong> unter <strong>de</strong>r Einwirkung <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>, <strong>1910</strong>, 76 (169)<br />

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