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ausdrücken. Nicht die Selbsteinordnung als »-ist« oder<br />

»-ianer«, nicht das gelehrte, virtuose Spiel mit den Thesen<br />

anderer, mit Lehren der Klassiker, macht den Philosophen,<br />

sondern das »Abspringen, um das Kunststück des Philosophierens<br />

selbst zu wagen, aus dem eigenen Ursprung,<br />

nachdem ich die Probleme aus eigener Erfahrung kennen<br />

lernte, abspringen, selbst auf die Gefahr hin, daß ich<br />

danebenspringe, stürze, und das Gelächter mich über -<br />

schüt tet – das heißt echt philosophieren. Das beste Bei spiel<br />

bleibt uns Sokrates«. Selbst wenn man scheitert, so ist es<br />

eben ein echteres Philosophieren, »das Scheitern den kend<br />

zu erfahren«, als nur referierend zu lehren, nach zuplap-<br />

pern. In diesem ursprünglichen Sinne zu philoso phieren<br />

ist nicht: Forschungsgegenstände zu sammeln, zu klassifi -<br />

zieren, objektiv zu behandeln – obwohl es natürlich<br />

auch ein methodologisch-wissenschaftliches Philosophieren<br />

gerecht fertigterweise gibt: eben in der Wissenschaftstheorie<br />

und Methodologie. Echtes, tiefes Philosophieren ist im<br />

tiefsten Grunde existentiell: »Wieder holung der Menschwerdung<br />

des Menschen«. An das Huma num, an das<br />

Selbst sein, »an Freiheit appellieren, das heißt Philosophieren«.<br />

Diese zugleich kritische, existen tielle und freiheit<br />

liche Funktion der Philosophie muß natürlich dazu führen, daß<br />

Philosophie über alle künstlichen Begrenzungen hinausgreift,<br />

hinausweist, zugleich »an des Menschen Grenzen<br />

und Situationen an diesen Grenzen« erinnert und in »eine<br />

Position zwischen Stühlen«, zwischen allen Stühlen gerät:<br />

»Lehrstühlen, Kirchenstühlen, Partei –, Gewerkschafts stüh len,<br />

Stühlen aller Art im Daseinsapparat«. Während dies vielen<br />

das Ärgernis der Philosophie bedeutet, gilt dem ironischen<br />

Existenzphilosophen Richtscheid gerade dies als »das<br />

›Positive‹ der Philosophie«.<br />

Philosophieren heißt aber weiterhin auch, sich denkend<br />

einzuordnen in den Kreislauf allen Lebens, dieses<br />

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