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Crescenzo seine humorvolle Philosophiegeschichte mit dem<br />
Satz an den Leser und den neapolitanischen Vize-Ersatz-<br />
Portier Salvatore: »Du bist ein Philosoph und weißt es nicht.<br />
Du bist ein Philosoph, weil Du die Probleme des Lebens auf<br />
ganz persönliche Art angehst.«<br />
Freilich – und das widerspricht dem Gesagten nicht<br />
– darf man nach Peter Bamm »vermuten, daß im Lauf der<br />
Geschichte die Träume der jungen Mädchen einen größeren<br />
Einfl uß auf die Entwicklung des menschlichen Geschlechts<br />
ausgeübt haben als alle Systeme der Philosophie«. Doch<br />
auch dies ist natürlich immer im Zusammenhang zu sehen<br />
mit der Tatsache, daß das Leben endlich ist. Schon Platon,<br />
der größte aller Philosophen (nach Whitehead besteht die<br />
ganze abendländische Philosophie nur aus einigen Fußnoten<br />
zu Platon!), meinte mit seinem Lehrer Sokrates, der diese<br />
Einsicht im Ernstfall zu bewähren hatte: »Philosophieren<br />
heißt eigentlich sterben lernen.« (Viel später schreibt dies<br />
auch Montaigne.) »Schlecht wird leben, wer nicht versteht,<br />
gut zu sterben«, verallgemeinert stoisch Seneca. Er fährt<br />
fort: »Daher ist jeder Tag so einzurichten, als würde er die<br />
Reihe der Tage beschließen und das Leben vollenden und<br />
erfüllen.« Nach Epikur ist der Tod »für uns ein Nichts:<br />
Solange wir da sind, ist er nicht da, und wenn er da ist, sind<br />
wir nicht mehr.« So einfach ist das also!<br />
Authentischer mag der hundertjährige Philosoph de<br />
Fontenelle – vielleicht der Philosoph, der das höchste<br />
Lebensalter erreichte – geantwortet haben, als er auf seinem<br />
Sterbelager auf die Frage eines philosophisch interessierten<br />
Anwesenden: »Was fühlen Sie nun?«, erwiderte: »Die<br />
Schwierigkeit, zu sein …« Huisman, Autor von La Philo<br />
(deutsch als Philosophie für Einsteiger), möchte Fontenelle<br />
dafür sogar eine philosophische Trophäe zusprechen.<br />
Marc Aurel forderte später sogar: »All dein Tun und<br />
Denken sei so beschaffen, als solltest du möglicherweise<br />
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