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phie ist … eigentlich mehr die Arbeit an Einem selbst«,<br />

»an der eigenen Auffassung«, »daran, wie man die Dinge<br />

sieht« 20 , heißt das zuvor Gesagte dann, daß, wer zuviel<br />

denkt, die Übersicht über sich selbst verliert? Nochmals<br />

Wittgenstein über ein musikalisches Leitmotiv: »Es fi el<br />

mir heute ein, als ich über meine Arbeit in der Philosophie<br />

nachdachte und mir vorsagte: ›I destroy, I destroy, I<br />

destroy –‹.« Ist auch das so neu? Und gibt es nicht die<br />

Gefahr der Selbstdestruktion bei Philosophen schon seit<br />

dem Altertum? 21 Wer sich zuviel stets mit sich selbst und<br />

seiner Glückseligkeit, wie es altertümlich hieß, befaßt, ist<br />

ein ewig unglücklicher Selbstentwickler, nur ein pseudophilosophischer<br />

Narziß.<br />

Der philosophische Vorreiter der Postmoderne in<br />

Frankreich, Jean-Francois Lyotard, meinte in seinem<br />

Vortrag über den »Philosophischen Gang«, daß »Philosophieren<br />

zunächst eine Autodidaktik ist«: »Man fängt immer<br />

in der Mitte an.« »… Man ist Autodidakt … Insofern muß<br />

man philosophieren, um philosophieren zu lernen.« Auch<br />

das Schreiben philosophischer Texte »impliziert ge nau<br />

dieselbe Paradoxie. Man schreibt, bevor man weiß, was<br />

zu sagen ist und wie, und um dies, wenn möglich, zu<br />

wissen. Die philosophische Schrift ist dem, was sie sein<br />

sollte, voraus …« Philosophie also als beständige systematische<br />

Selbstüberholung, Selbstdistanzierung, Selbstdementierung?<br />

Eine Aktivität, die ihren Gegenstand,<br />

der sie selbst ist, neu schafft und weiter schafft? Ist dies<br />

die traditionelle Selbstbezüglichkeit der Philosophie, ihr<br />

ständiges Sich-selbst-voraus-Sein und Sich-selber-Nachhinken?<br />

Was ich fasse, ist ständig schon überholt, weil<br />

fi xiert; das Wesen ist das Nicht-Faßbare, die spiralig in sich<br />

und emporkreisende Aktivität selbst. Hatten Platon und<br />

Hegel am Ende beide gleichermaßen recht?<br />

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