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Doch was nützte ein Diogenes heute in Bonn – mit Tonne<br />

und Laterne, aber ohne Ausweis? Peter Bamms Erzählergewährsmann<br />

geht »mit Pallas Athene jede Wette ein, daß<br />

wenn sie den Diogenes persönlich auf die Agora (den Jahrmarkt<br />

der Eitelkeiten) unserer Intelligenz schickte, man<br />

der Weisheit nicht einmal eine Tonne genehmigen würde«.<br />

Und wie wenig erst beim Auftrieb der Mächtigen – etwa<br />

im Bundestag oder auf den Regierungsbänken. Alexander<br />

hatte sich herausbemüht, Diogenes bei der Tonne besucht,<br />

hatte erstaunt gelernt dabei, »daß zwar die Macht der<br />

Weisheit, die Weisheit aber nicht der Macht bedürfe« 35<br />

(was heutige Intellektuelle vielfach vergessen haben).<br />

Und die Politiker bei uns? »… leider hat man nichts davon<br />

gehört, daß die Macht ihren Palast verlassen habe, um<br />

sich von einem Narren belehren zu lassen« – weder von<br />

einem shakespeareschen noch von einem philosophischen,<br />

obwohl man das Wort ›Philosophie‹ so viel, o Sophie, im<br />

Munde führt (»Abschreibungsphilosophie« und andere<br />

schreckliche Begriffe s. o. S. 85). Sic transit gloria philosophiae.<br />

Es wird lange währen, bis das sich ändert. Laterne<br />

hin – Laterne her: Diogenes ad portas? Nach Hugo Ball<br />

war »jener Philosoph, der mit der Laterne nach Menschen<br />

suchte, … bei weitem nicht so schlimm dran wie wir heute.<br />

Man hat ihm weder die Laterne noch sein eigenes Licht<br />

ausgeblasen. Man hatte die witzige Bonhomie, ihn suchen<br />

zu lassen.«<br />

Der philosophische Hase<br />

Jedenfalls sieht man – im Spiegel aller zitierten Aphorismen<br />

zur Philosophie –, für das Schwerste (nicht nur nach<br />

Kant) braucht man einen langen Atem. »Der Gruß der<br />

Philosophen untereinander sollte sein: ›Laß Dir Zeit!‹«<br />

– sollte so zu guter Letzt Wittgenstein recht behalten?<br />

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