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ist«. (›»Das ist doch keine Mühe!‹ erwiderte die Herzogin.<br />

›Ich schenke dir alles, was ich bis jetzt ge sagt habe.‹ ›Ein<br />

billiges Geschenk‹, dachte Alice.«) Der Phi losoph muß nach<br />

Wittgenstein »sozusagen die Leiter weg werfen, nachdem<br />

er auf ihr hinaufgestiegen ist«. Das aber setzt voraus,<br />

daß er dann anderswo Boden unter den Füßen hat – doch<br />

gerade dies ist in der Philosophie fraglich! In Ador nos<br />

Negativer Dialektik, einer radikalen Kritik des allgemeine<br />

Begriffe verwendenden und überhaupt des iden tifi zierenden<br />

Denkens, wird dagegen der Philosophie aus drücklich<br />

zugemutet, das »zu sagen, was nicht sich sagen läßt«:<br />

Philosophie sei gerade »die Anstrengung, über den Begriff<br />

durch den Begriff hinauszugelangen«. Das erinnert an das<br />

Bemühen der Physiker, die Schwarzen Löcher zu erklären.<br />

Einer der kühnsten von ihnen, Stephen Hawking, sieht darin<br />

so etwas wie den Versuch, »das Unerklärliche mittels des<br />

Unerklärlichen zu erklären«. Es gibt ein ent sprechendes<br />

Dilemma heute im Hochleistungssport! Gleich gut<br />

veranlagte Athleten müssen mehr leisten, schnel ler laufen<br />

oder rudern, als sie eigentlich könnten (nur so las sen sich<br />

noch Spitzenrennen gewinnen!). Doch man ist all gemein<br />

nicht mehr so optimistisch wie Vergil bei seiner be rühm ten<br />

Beschreibung der Ruderregatta in der Aneïs (V): »Possunt<br />

quia posse videntur« – man kann, was man zu können<br />

scheint, glaubt, sich zutraut. Wo ein Wille ist …<br />

Auch in der Philosophie? Doch wohl nicht – die Leistungs<br />

fähigkeit des Philosophierens ist wohl nicht auf bloße<br />

Selbstsuggestion zu gründen. Hatte uns nicht auch schon<br />

Seneca gemahnt: »Vor allem ist es notwendig, sich selbst<br />

einzuschätzen, weil wir uns in der Regel einbilden, mehr<br />

leisten zu können, als es wirklich der Fall ist.« »Die Philosophen<br />

leisten das nicht, was sie sagen.« Diesem gene rellen<br />

Vorwurf hält Seneca jedoch entgegen: »Doch lei sten sie<br />

(schon) viel damit, daß sie das aussprechen, daß sie von der<br />

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