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selbst«, formulierte Magda Bentrup, eine Schülerin, im<br />
Aphorismen-Wettbewerb der Zeit. Als alter Ruderer 23<br />
erinnere ich mich dabei an Graf von Platens Lebensregel<br />
(Nr. 34): »Überlaß dein Boot auf dem Meere des<br />
Schicksals nicht den Wellen, sondern rudere selbst; aber<br />
rudere nicht ungeschickt!« Handelt, lebt der Philosoph in<br />
diesem Sinne nicht – wenigstens nicht aktiv, nicht wirklich<br />
vital? Nietzsche warf dies fast allen Philosophen vor. Doch<br />
meinte nicht schon Seneca: »Philosophie lehrt tun, nicht<br />
reden«? »Am Anfang war – die Tat.« Urworte faustisch.<br />
Doch: »Die Leute verlangen, daß Ulrich etwas tut. Ich habe<br />
es aber mit dem Sinn der Tat zu tun«, refl ektierte Musil<br />
über seinen Mann ohne Handlungseigenschaften.<br />
»Das ›Ich kann nichts tun‹ muß alle meine Handlungen<br />
begleiten …«, formuliert mein Freund Rainer Hegselmann<br />
zum Zeit- und Zeitungsgeist – hoffentlich nicht<br />
zum philosophischen Geist (analog natürlich zu Kants<br />
»Das: Ich denke muß alle meine Vorstellungen begleiten<br />
können«). Geistes- versus Handlungsneurosen? Nietzsche<br />
fragte sogar, »ob nicht die Krankheit das gewesen ist,<br />
was den Philosophen inspiriert hat … und ob nicht, im<br />
großen gerechnet, Philosophie bisher überhaupt nur eine<br />
Auslegung des Geistes und ein Mißverständnis des Leibes<br />
gewesen ist«. Aber er legte auch das bekannte Wort seinem<br />
Zarathustra in den Mund: »Es ist mehr Vernunft in deinem<br />
Leibe, als in deiner besten Weisheit.«<br />
Die nackte Wahrheit<br />
In Parenthesen sei gefragt, wie es denn dann mit Christian<br />
Morgensterns Einsicht steht: »Man kann wohl sagen, daß das<br />
Geschlecht zwei Drittel aller möglichen Geistigkeit auffrißt«?<br />
Auch der philosophischen? 24 Vielleicht gerade diese …<br />
Es war übrigens in der Tat mein akademischer Lehrer, der<br />
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