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der Probleme wurde in Gang gesetzt. Philosophieren ist<br />
ständige problemgenerierende Tätigkeit. Philosophie ist<br />
keineswegs nur eine rein theoretische Lernwissenschaft,<br />
keine Lerndisziplin, kein Stoffach, sondern Philosophieren<br />
ist im wesentlichen ein aktives Suchen, ein ständiges Aufder-Reise-Sein<br />
(nicht im wörtlichen Sinne der Jet-Set-<br />
Philosophen, die nur auf Reisen Zeit zum Denken fi nden),<br />
ein dauerndes Arbeiten am und mit dem Begriff – in der<br />
Hoffnung, daß es nicht nur immer eine Sisyphosarbeit<br />
des Begriffs 22 ist. Deswegen sagt z.B. auch Jean Paul:<br />
»Es ist nicht halb so ungesund« – immerhin trostreich<br />
für die Hochschullehrer der Philosophie –, »Philosophie<br />
zu lehren, als zu lernen, eine Philosophie zu machen,<br />
statt zu lesen.« Neues Terrain zu erobern, ist risikoreich,<br />
verlangt besondere Anstrengung, Selbstüberwindung. Das<br />
Neue, neuartige Gedanken – und seien es die neuerliche<br />
Entdeckung oder Formulierung des ganz Alten! – sind das<br />
Kriterium der eigentlichen Leistung, des Fortschritts, des<br />
Schöpferischen in der Philosophie. Dennoch sagen viele<br />
Autoren, daß auch im Philosophischen so etwas wie ein<br />
Gegensatz zum eigentlichen Schöpferischen und besonders<br />
zum Vitalen besteht.<br />
Philosoph und Vitalität<br />
Louis Pasteur urteilte: »Eine Flasche Wein enthält<br />
mehr Philosophie als alle solchen Bücher.« Viele sehen<br />
den Philosophen eher ironisch als so etwas wie den<br />
Buchhalter des Geistes, wenn nicht gar des Weltgeistes.<br />
»Philosophieren«, meinte der spanische Lebensphilosoph<br />
Ortega y Gasset, »heißt eigentlich nicht leben, leben<br />
heißt eigentlich nicht philosophieren.« 22a Wie soll man<br />
das verstehen? Ist das bezogen auf diese Tätigkeit des<br />
buchhalterischen Verwaltens der denkerischen Tradition,<br />
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