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Philosophie sollte man die Empfehlung des Präsidenten der<br />
Deut schen Forschungsgemeinschaft, Hubert Markl, zum<br />
Vorsichts gebot erheben: »Man kann gar nicht umsichtig genug<br />
bei der Wahl seiner Eltern und seines Doktorvaters sein.«<br />
Philosophische Beulen und offene Türen<br />
Der nicht nur neuerdings, aber heute wieder erhobene<br />
pessi mistische Ton in der Philosophie muß durchaus<br />
nicht nur ironisch gemeint sein; denn es gibt gerade in der<br />
Moderne sehr ernsthafte Philosophen, die der kreativen, der<br />
schöpferischen, der neuartigen Kraft der Philosophie ebenfalls<br />
nicht sehr viel zutrauen. So z. B. Ludwig Wittgenstein, einer<br />
der Revolutionäre der Philosophie dieses Jahrhunderts (der<br />
übrigens kein studierter Philosoph war – wie sehr häufi g die<br />
großen Philosophen eigentlich aus anderen Wissenschaften<br />
kamen –, er studierte nämlich Ingenieurwissenschaften an<br />
der Technischen Universität in Berlin und hat später auch<br />
eine Reihe von Erfi ndungen gemacht; er hat sich als Architekt<br />
betätigt, war dann Volksschullehrer und zwischendurch<br />
eben gelegentlich auch Philosoph). Er hat ein einziges<br />
Buch 18 publiziert, das dann nachträglich als Doktorarbeit<br />
anerkannt wurde, einen einzigen Aufsatz veröffentlicht,<br />
eine einzige öffentliche Rede gehalten, aber viele, viele<br />
unveröffentlichte Notizen nachgelassen, die hinreichen<br />
werden, um bis zum Schluß des Jahrhunderts die fl eißigen<br />
Editoren, also die wirklichen Kärrnerarbeiter des Geistes,<br />
zu beschäftigen und natürlich vielen Verlegern, Setzern,<br />
Druckern Job und Brot zu geben. (Man muß diese zwar<br />
nicht makroökonomisch bedeutsame Seite der Philosophie<br />
beiläufi g wohl auch einmal sehen.) Wittgenstein meinte,<br />
das Philosophieren sei nicht das Gewinnen philosophischer<br />
Sätze, sondern höchstens das »Klarwerden« von Sätzen. Die<br />
Philosophie könne im Grunde eigentlich nichts verändern,<br />
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