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schreibe? Und wenn ich hiermit schreibe: »Ich schreibe<br />
nichts«? Epimenides läßt grüßen … (»Ich lüge hiermit«).<br />
Bertrand Russell, der Logiker, richtete entsprechend der<br />
Lügner-Paradoxie die Frage an George Edward Moore,<br />
den Common-sense-Realisten: »Moore, sagst du immer<br />
die Wahrheit?« Moore antwortete mit »Nein«, aber fügte<br />
hinzu, das sei wohl seine einzige Lüge bisher gewesen. War<br />
das nun wiederum eine Lüge?<br />
Der Logikzauberer Smullyan gibt in seinem neuesten<br />
Buch kompliziertere Fassungen dieses Vexierspiels, u. a.<br />
auch des bekannten von jenem Barbier, der genau alle die<br />
Leute rasiert, die sich nicht selber rasieren: Rasiert er sich<br />
selbst oder nicht? Und ein schönes philosophisches Rätsel<br />
des logischen Inspektors von Scotland Yard, Craig, der sich<br />
nach dem Erwachen fragt, ob er sich in seinem Traum über<br />
den Gott Thor in einen logischen Widerspruch verwickelt<br />
habe: »In meinem Traum habe ich geglaubt, daß Thor ein<br />
Gott ist und daß Götter immer die Wahrheit sagen. Doch<br />
Thor hat mir gesagt, ich würde nicht träumen. Wie also<br />
konnte Thor, der die Wahrheit sagt, mir sagen, ich würde<br />
nicht träumen, wenn es doch so war? Lag da nicht ein<br />
Widerspruch bei mir?« Kämpfen Götter selbst vergebens<br />
gegen Träume, Schäume?<br />
Was meinte Altmeister Goethe?: »Philosophieren in<br />
der Gesellschaft heißt, sich über unaufl ösliche Probleme<br />
lebhaft unterhalten.«<br />
Die Unvollendetheit der Philosophie hat Anlaß zu vielen<br />
entsprechenden Aphorismen gegeben, etwa dem eines<br />
berühmten amerikanischen Politikers, Henry Adams, der<br />
auch Mitbegründer der amerikanischen verfassunggebenden<br />
Gesellschaft war. »Philosophie – unverständliche Antworten<br />
auf unlösbare Probleme.«<br />
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