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dann lechste die Weisen<br />
bei’t alte Eisen<br />
un sachst dir, wie Kuhle, innalich:<br />
Sie wissen et nich. Sie wissen et nich.«<br />
Der schon erwähnte Weischedel, der reimende Philosoph,<br />
der eine Philosophiegeschichte gedichtet hat und eine in<br />
Anekdoten (Die philosophische Hintertreppe) veröffent–<br />
lichte, stellte über die vom delphischen Orakel bestätigte<br />
Weisheit des Sokrates fest:<br />
»Indes er fragend andere erschreckt,<br />
hat Sokrates auch bei sich selbst entdeckt,<br />
daß er, obschon ein recht gereifter Greis,<br />
noch immer selber nichts vom Wahren weiß.<br />
Ob man ihn auch als einen Weisen preise:<br />
er weiß, daß er nichts weiß; so ist er weise. 13<br />
Und doch ist er in aller Finsternis<br />
des rechten Weges völlig sich gewiß.<br />
Denn ganz untrüglich kündet ihm davon<br />
die innre Stimme, das Daimonion.«<br />
»Wer weiß, daß er nicht weiß, ist der Fortgeschrittenste«,<br />
wußte Laotse schon viel früher. Metrodoros von Chios<br />
behauptete noch viel raffi nierter, Diogenes Laertius<br />
zufolge, »er wisse nicht einmal das, daß er nichts wisse«. 14<br />
Begründet sich so die Einsicht (frei nach Ringelnatz)?: Nur<br />
eines ist sicher: Nichts ist sicher. Und selbst das nicht.<br />
Heute wirft Die Zeit (Furtmayer-Schuh) der deutschen Philosophie<br />
vor: »Mit der Dickhäutigkeit einer Schildkröte<br />
hält die deutsche Philosophie an vertrauten Systemen fest,<br />
an statt an das Wissen ihrer Zeit anzuknüpfen.« Vielleicht<br />
nicht ganz unberechtigt, diese bissige Diagnose. Doch hat<br />
die Phi lo so phie vielleicht eine Ausrede. Nämlich: Der Philosoph,<br />
so sagte ein amerikanischer Essayist namens Hubbard,<br />
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