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»Nicht nötig, Eminenz. Unser Werk hält auch ohne Kopfstütze.«<br />

Vielleicht war es auch nur der Trost eines Arztes:<br />

»Es gibt nur eine Beule, die ohne Teerwasser wieder ver -<br />

schwin det.« (Zur Erläuterung: Berkeley schwörte auf<br />

Teerwasser als medizinisches Allheilmittel.)<br />

Auch Goethe hegte Zeit seines Lebens ein gesundes<br />

Vorurteil (das des gesunden Menschenverstandes und<br />

Lebensverständnisses?) gegen einen übertriebenen Idealismus.<br />

Als er vernahm, daß demonstrierende Studenten Fich -<br />

tes Fenster eingeworfen hatten, schrieb er (10.4.1795) in<br />

einem Brief an Voigt, man habe »also das absolute Ich<br />

in großer Verlegenheit gesehen«: »Freilich ist es von den<br />

Nicht-Ichs, die man doch gesetzt hat, sehr unhöfl ich, durch<br />

die Scheiben zu fl iegen.« Hm, könnte man antworten, wenn<br />

das Ich das Nicht-Ich und damit Widersprüchlichkeit in<br />

sich setzt, setzt es damit natürlich auch Unhöfl ichkeiten<br />

gegenüber sich selbst und muß diese konsequent ertragen.<br />

»Philosophie: aufklärendes Herabziehen«, heißt es bei<br />

Goethe, der sich auf Ironie wahrlich verstand. Z. B. zu<br />

Fichtes Wissenschaftslehre steht im Xenien-Manuskript<br />

Goethes und Schillers: »Was nicht Ich ist, sagst du, ist<br />

nur ein Nicht-Ich. Getroffen, / Freund! So dachte die<br />

Welt längst, und so handelte sie.« – Claus Günzler, dem<br />

ich den Hinweis auf die obige Briefstelle verdanke,<br />

berichtete mir, daß Goethe – ironisierend George Edward<br />

Moores Widerlegung des Idealismus durch den »gesunden<br />

Menschenverstand« vorwegnehmend, – bei einer Diskussion<br />

über (Kantischen) Idealismus niesen mußte und schlagfertig<br />

reagierte: »Aber bin ich mir meiner Nase gewiß?« 323<br />

Was dem absoluten Idealismus recht ist, ist dem Materia lismus<br />

billig. Beides sind Extreme.<br />

»Der moderne Materialismus ist der Mist, den Boden zu<br />

düngen für die Philosophie«, steht in Schopenhauers neu<br />

erschienenem handschriftlichen Nachlaß.<br />

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