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Bopp ergänzt zu Kant:<br />
»Was man nicht begründen kann,<br />
das setzt man a priori an.«<br />
Einerseits bildet die Philosophie im übertragenen Sinne<br />
das kleinste, verfeinertste analytische Instrument der<br />
Präzision, das Mikroskop, aus, andererseits das Teleskop,<br />
welches nahezu unendliche Bereiche überblicken kann.<br />
Philosophie ist also gleichsam für das ganz Kleine und das<br />
ganz Große im Reiche des Geistes gefordert. Der Philosoph<br />
ist geradezu der Spezialist für das Allgemeine und für<br />
logische Feinstheiten. Philosophie scheint sozusagen als<br />
Gummilinse der Seinsschau zu funktionieren, die man je<br />
nach Gegenstand einstellen kann, leistet sozusagen einen<br />
Zoom des Seins. Was bewirkt Vernunft angesichts des<br />
Zooms des Seins?<br />
Kritik der kleinen Vernunft<br />
Makrovernunft und Mikrovernunft – getreulich vereint?<br />
Gibt es Typen der Vernunft, die laut Grillparzer »nur der<br />
durch die Phantasie erweiterte Verstand« ist? Wirklich?<br />
Wo bleibt die Weisheit und die Architektonik der<br />
Vernunft? Nach Kant übersteigen sie die Strenge und<br />
Beschränktheit des Verstandes um mehr als Phantasie.<br />
»Aber gerade mit dem Vernunftprinzip muß gebrochen<br />
werden«, schrieb der Dadaist Hugo Ball schon 1914:<br />
»aus Gründen einer höheren Vernunft.« 26 Er gibt Kant<br />
die Schuld an der Herrschaft des Vernunftprinzips: »Kant<br />
– das ist der Erzfeind, auf den alles zurückgeht!« Doch<br />
ist der erste Papst der Großvernunft nicht Platon mit<br />
seiner Lehre von der Wirklichkeit und Weltherrschaft<br />
der Ideen? Wider die Großvernunft als aufoktroyiertes<br />
Gesetzesprinzip! Im Namen einer höheren Vernunft?:<br />
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