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5 Viel schöner ist natürlich die leider noch nicht allgemein<br />
akzeptierte Defi nition des Philologen: »Der Philologe ist ein<br />
Mann, der, auf dem Grimmschen Gesetze reitend, eine fl üchtige<br />
Silbe über Umlaute und Ablaute hinweg bis in die von einem<br />
schwachen Echo widerhallenden Schluchten des Himalaya hinein<br />
verfolgt« (R. G. White). Analog könnte man eine Unterart der<br />
Philosophen bestimmen: »Der Moralphilosoph ist ein Mann, der,<br />
auf dem Pegasus des Kategorischen Imperativs reitend, eine jede<br />
Handlung durch Motive, Triebe, Triebfedern hindurch mit seiner<br />
Feder triebhaft in die eisigsten Höhen der Abstraktion verfolgt,<br />
bis er ein schwaches Lebenszeichen der längst verstorbenen Yeti-<br />
Art, genannt freier Wille, guter/böser Wille, fi ndet und diesen als<br />
Rechtfertigungs- oder Aburteilungsgrund zuschreiben und den<br />
Handelnden verantwortlich nennen kann.«<br />
6 Immerhin läßt sich Murphys berühmtes Gesetz »Whatever can go<br />
wrong will go wrong« selbstrefl exiv-murphologisch anwenden,<br />
denn Murphys Gesetz fällt durchaus unter die weite Kategorie<br />
des »Whatever«: »If Murphy’s Law can go wrong, it will go<br />
wrong!«<br />
7 Doch schon der Dadaismus erkannte nach seinem Chefi deologen<br />
Hugo Ball, »daß die Welt der Systeme in Trümmer ging und daß<br />
die auf die Barzahlung drängende Zeit einen Ramschausverkauf<br />
der entgötterten Philosophien eröffnet hat«. Gilt das auch für<br />
Wahnsinnssysteme – gar für philosophische? Oder ist nicht<br />
doch das Philosophieren das trotz Erfolglosigkeit beharrliche<br />
individualistische Vernunftdenken gegen jeden Kollektivirrsinn?<br />
8 Ein weiteres Poster läßt einen sinnend zurückgelegten Schimpansen<br />
sagen: »Just when I knew all of life’s answers, they<br />
changed all the questions!«<br />
9 Nach Schopenhauer ist der Mensch zwar frei, zu tun, was er will,<br />
aber nicht, zu wollen, was er will. Auch Robert Musils Ulrich<br />
faßte die Eigenmotivation, »diese Willensfreiheit«, als »die<br />
Fähigkeit des Menschen, freiwillig zu tun, was er unfreiwillig<br />
will«.<br />
10 »Das wissenschaftliche Wissen kann nicht wissen und wissen<br />
machen, daß es das wahre Wissen ist, ohne auf das andere<br />
Wissen – die Erzählung – zurückzugreifen, das ihm das Nicht-<br />
Wissen ist …«; daher folgert und fordert der philosophische<br />
Starpostmodernist Lyotard »die Rückkehr des Narrativen in<br />
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