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praktische Dinge, ja, lächerlich wirkt. Man denke an die<br />

Anekdote über Thales, der, als er wandelnd die Sterne beguckte,<br />

in einen Brunnen gefallen und von einer thrakischen<br />

Magd ausge lacht worden sein soll. Eine Situation, die natürlich<br />

symbo lisch sein kann für denjenigen, der (zu)viel denkt,<br />

der eben nicht »von dieser Welt« (der Macher oder Möchtegern-Macher)<br />

ist. »Bei wachender Gelehrsamkeit und<br />

schlafen dem Menschen-Verstand ausgeheckt«?: »Der Mann<br />

hatte so viel Verstand, daß er zu fast nichts in der Welt zu<br />

brau chen war« (Lichtenberg). Epiktet, stoischer Ex-Sklave,<br />

warnt, wer nach Weisheit strebe, müsse damit rechnen, verspottet<br />

zu werden – etwa so: »Da ist uns ja plötzlich ein Philosoph<br />

entstanden! … Woher kommt denn diese ge furchte<br />

Stirne?« »Laß du nur das Stirnefurchen … Be gnüge dich,<br />

Philosoph zu sein« – und nicht als solcher bloß zu gelten.<br />

»Du mußt entweder deine innere Anlage …, dein Eigenleben<br />

oder dein Weltleben kunstvoll formen: ›entweder Philosoph<br />

oder Idiot‹ 25 …« – das ist hier die Frage.<br />

Bertrand Russell, der gelassene Analytiker, der sich in seinem<br />

nun gerade fünfzig Jahre alten Nachruf zu Lebzeiten<br />

ironisch selbst »Mangel an geistiger Tiefe und Überlegungen,<br />

die über die bloße Logik hinausgehen«, attestierte und<br />

andernorts schrieb, er habe mit dem Studium der Logik<br />

begonnen, als er für die Mathematik zu dumm geworden<br />

sei, mit der Philosophie, als er für die Logik zu begriffsstutzig,<br />

mit sozialen und moralischen Fragen, als er nicht mehr<br />

tiefsinnig und ausgeglichen genug – auch aufgrund »seiner<br />

exzentrischen Haltung während des Ersten Weltkrieges«<br />

–, schließlich mit dem Schreiben von Kriminalromanen<br />

und politischen Stellungnahmen, als er für all die anderen<br />

Be reiche zu alt geworden sei – dieser Bertrand Russell sah<br />

als scharfsinniger Beobachter auch die unbewußten Übertragungen<br />

und Projektionen, die der Beobachter auf seine<br />

Gegenstände überträgt. Er formulierte es für die Tierpsy-<br />

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