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ein; so ist ihm die Philosophie verloren, und an ihrer Statt<br />
werden ihm Märchen …« Man sieht schon, daß sie im<br />
Grunde manch eine unmöglich zu lösende, eine allenfalls<br />
unendliche Aufgabe enthält. Deshalb ist die Philosophie<br />
keineswegs nur – wie Jacobi, Philosoph und Zeitgenosse<br />
Kants gesagt hat – das Geschäft des bloßen Aussonderns,<br />
des systematischen Zusammenstellens dessen, was sich<br />
von selbst versteht und wodurch alles andere muß verstanden<br />
werden können. Diese etwas passivistischen, etwas<br />
zurückhaltenden, etwas zu eingeschränkten Deutungen der<br />
Philo sophie, wie wir sie etwa auch bei Wittgenstein wiedergefunden<br />
haben, sind nicht geeignet, das Gesamtspektrum<br />
des philosophischen Denkens zu erfassen oder gar<br />
auszuleuchten. Philosophie geht über diese und alle endlichen<br />
Defi nitionsversuche hinaus.<br />
Contra Dogmatiker oder: Wo der Geist noch weht…<br />
Lebendige Philosophie ist nie dogmatisch erstarrt oder<br />
verkrustet: »Contra dogmaticos!« muß als eines der wichtigsten<br />
Leitworte immer wieder beherzigt werden, zumal<br />
man sogar die kritische Attitüde dogmatisieren kann. Ein<br />
dogma tischer kritischer Rationalismus sollte eigentlich ein<br />
Widerspruch in sich sein. Ist er das, wenn er wirklich<br />
existiert? »Dogmatiker« defi niert der Schriftsteller Weißenborn<br />
so:<br />
»Sie sperren den Wind<br />
in die Flasche<br />
und jammern, weil er<br />
nun nicht mehr weht.«<br />
Der Geist weht, wo er will, glaubt der Volksmund – aber<br />
jedenfalls nicht eingeschmolzen in Flaschen. Der Geist aus<br />
der philosophischen Phiole – soll er wehen, weben, leben!<br />
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