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auf das »Abstellgleis der Vernunft« (Ernst Jünger) schiebt.<br />
Doch ist der Verschiebebahnhof der ewigen Fraglichkeit,<br />
des Worum-willens des Warum empfehlenswerter?<br />
Überstieg und Unübersetzbarkeit?<br />
Heidegger, Weischedels Lehrer, war nicht derart fraglichkeitsorientiert:<br />
Mit Leibniz sah er zwar die philosophische<br />
Grundfrage in: »Warum ist überhaupt Seiendes und nicht<br />
viel mehr nichts?«, doch bestimmte er das Philosophieren<br />
– weniger verfraglichend – in seiner leider unveröffentlich–<br />
ten Einführungsvorlesung von 1928/29 als »radikales<br />
Transzendieren«, als unbeschränktes, auf die Wurzeln<br />
zurückgehendes Übersteigen aller gewonnenen Grundlagen<br />
und eingeschränkten Perspektiven – gerade auch<br />
der wissenschaftlichen. Heideggers These in lakonischer<br />
Kürze: »Transzendieren ist Philosophieren.« Philosophie<br />
als »Überstieg«? Wenigstens nicht als Überstiegenheit,<br />
Verstiegenheit! Hoffentlich! Heidegger erzählte im Seminar,<br />
Carnap habe ihm in einem Brief vorgehalten, daß in<br />
seinem Büchlein Vom Wesen des Grundes 246 logische und<br />
sprachlogische Fehler enthalten seien. Heideggers Kommentar<br />
im Seminar: »Wieviele mögen es erst in Sein und<br />
Zeit sein?« (Joseph Möller). Als Erich Fromm an Haben<br />
oder Sein arbeitete, verwies ihn Max Horkheimer darauf,<br />
daß Heidegger sein Hauptwerk mit einem sehr ähnlichen<br />
Titel versehen habe. Fromm rief frisch, fröhlich, frei: »Soll<br />
er doch haben! Seine Zeit ist eh um!« (nach Henscheid).<br />
Über Heideggers (spätere?) Texte meinte ein griechischer<br />
Student: »… Heidegger ist so kompliziert, weil er<br />
nichts zu sagen hat. Aber daß er nichts zu sagen hat,<br />
sagt er hervorragend« 3 , und eine englische Journalistin:<br />
»Heidegger is the man who is hopelessly untranslatable to<br />
English, some even say: into German.« 4<br />
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