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Über das Instrument hinaus<br />
Allerdings ist Philosophie nicht nur Kultivierung, Pfl ege,<br />
Anwendung solcher Instrumente. Wenn man Philosophie<br />
nur auf dieses Instrumentelle zusammenstreichen würde,<br />
dann hätten einige der zitierten bissigen Bonmots recht,<br />
Philo sophie wäre dann in der Tat ein langweiliges, bloß<br />
verfahrenstechnisch und buchhalterisch orientiertes Gebiet.<br />
Neben dieser Buchhalterei des Geistes, einem zweifellos<br />
methodisch wichtigen, weiterzuentwickelnden Teil der Philo -<br />
sophie aber gibt es andere, ebenso wichtige Teile. Ich<br />
hatte schon auf die Notwendigkeit des leitbildhaften, auch<br />
sogar des utopischen Denkens in der Philosophie verwie sen.<br />
Die Ausbildung von Ideen und Idealen, etwa des mensch -<br />
lichen Zusammenlebens, der Moralität oder des reinen<br />
Vernunft denkens unabhängig von Erfahrung, hat in der<br />
Philosophie immer eine große Rolle gespielt, selbst angesichts<br />
der Erkenntnis, daß sie nie erreicht werden können.<br />
Der Mensch ist kein Wesen, das Ideale vollständig und total<br />
verwirklichen kann. Der Mensch ist ein endliches Wesen in<br />
jeder Beziehung; und Philosophie besteht auch darin, daß<br />
er lernt, mit der Tatsache seiner Endlichkeit zu leben, fertig<br />
zu werden, und dennoch eben diese allgemeineren übergreifenden<br />
Ideale gleichsam als Leitsterne zu entwickeln und<br />
zu benutzen. Philosophie ist also keineswegs nur Instru -<br />
ment, andererseits auch keineswegs das (falsche) Versprechen,<br />
totale Ideale zu erreichen oder absolute Ideale zu<br />
verwirklichen, sondern das gesamte Spektrum aller dieser<br />
intellektuellen Methoden und Entwürfe ist der Aufgabenbereich<br />
der Philosophie.<br />
Schopenhauer erinnert uns daran: »Der Philosoph<br />
vergesse nie, daß er eine Kunst treibt und keine<br />
Wissenschaft … Läßt er sich auf Ursache und Wirkung,<br />
auf früher und später, oder gar auf Abspinnen aus Begriffen<br />
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