13.02.2013 Aufrufe

Untitled

Untitled

Untitled

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Philosophen und Philosophie sollen es vorläufi g noch wie<br />

vordem mit dem Denken zu tun haben. Das läßt sich auch<br />

heute noch belegen: Vor einiger Zeit verschickte die Harvard<br />

University eine Einladung zu einer Tagung über das Denken<br />

(»Conference on Thinking«), die an das Rektorat unserer<br />

Universität gelangte. Von dort schickte man es weiter<br />

mit dem Vermerk: »Zuständigkeitshalber ans Institut für<br />

Philosophie«! Als werde anderswo nicht gedacht!? Immerhin<br />

stimmt noch tröstlich, daß man Philosophie auch heute noch<br />

als ein für das Denken zustän diges Fachgebiet betrachtet.<br />

In zwei Jahren wird man möglicherweise eine solche<br />

Einladung nur an die Fakultät für Informatik weiterschicken<br />

… Philosophen sind altmodisch: Sie forschen nicht, sie<br />

denken noch. Philo sophen – Selbstdenker. Wenn ja, wie<br />

lange noch?<br />

»Wo lassen Sie denken?« Der Küchenchef empfi ehlt:<br />

»Do it yourself!« Dieser naiven Antwort kam Joseph Beuys<br />

schon lange zuvor mit seiner postmodernistischen Einsicht:<br />

»Ich denke sowieso mit dem Knie!« 12 Und zunft gemäßer<br />

Wittgenstein: »Ich denke tatsächlich mit der Feder, denn mein<br />

Kopf weiß oft nichts von dem, was meine Hand schreibt.«<br />

Federdenker! Doch Feder hin, Feder her, federleicht war<br />

sein Denkerlebnis nie. Ähnlich Max Frischs Bekenntnis zum<br />

Selbstdenken der Selbstdenker: »Man hält die Feder hin wie<br />

eine Nadel in der Erdbebenwarte, und eigent lich sind nicht<br />

wir es, die schreiben, sondern wir wer den geschrieben!«<br />

»Von den Schreib- und Schreihälsen« – so unterstrich Nietzsche<br />

in seinen Nachgelassenen Fragmenten.<br />

»Denken. Ein völlig zu Unrecht vergessenes Genußmittel«,<br />

schrieb die Süd deut sche Zeitung. Allerdings: »Denken ist<br />

die Kunst, das Wesentliche breitzuwalzen … der Geist ist<br />

Professor« (Cioran).<br />

Wer’s glaubt, wird selig; wer’s nicht glaubt, der kann ja<br />

selbst Professor werden.<br />

26

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!