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Zitat als Motto der Logik der Forschung: »Hypothesen<br />
sind Netze: nur der wird fangen, der auswirft.«)<br />
Philosophie war gleichsam der Versuch, Einheit zu<br />
denken, die Welt als eine einheitliche Struktur, als eine<br />
Ordnung zu deuten, die einen bestimmten Zusammenhang<br />
hat, die unter einem allgemeinen Prinzip gedacht werden<br />
kann, die also einen Kosmos, ein »Geordnetes«, darstellte.<br />
Man versuchte, die Einheit der Welt zu erfassen und<br />
denkend nachzuvollziehen und interpretierend-analysierend<br />
zu begreifen und Beweise, Begründungen der Erkenntnis<br />
vorzulegen. Dazu bedurfte es eines ganz wichtigen<br />
Schrittes – der zum Teil allerdings auch schon in manchen<br />
anderen Traditionen, zum Beispiel im alten China, zeitlich<br />
früher gemacht wurde –, dessen Bedeutsamkeit wir uns<br />
heute eigentlich kaum noch so richtig vorstellen können. Es<br />
bedurfte nämlich des Abschiedes vom mythischen Denken.<br />
Man mußte versuchen, sich von den Weltdeutungen zu<br />
distan zieren, in denen man aufgewachsen war, die von<br />
Priestern gelehrt wurden, die überkommen waren, die<br />
sozusagen die ersten, naheliegenden und auch zum Teil<br />
dann sogar gebilligten, kontrollierten und im negativen<br />
Falle bestraften Folgen nach sich zogen, also sozial<br />
kontrollierte Konzeptionen.<br />
Unglaube im Collegium Logicum<br />
Der erste Schritt zur Philosophie, sagt Diderot, »ist der<br />
Unglaube«, das heißt das Zweifeln (Montaigne): Das<br />
Zweifeln an herkömmlichen Traditionen, an herkömmlichen<br />
Autoritäten, an überkommenen Gedanken, an<br />
bloßen Bildern, die man gleichsam als Idole, als Götter, als<br />
Götzen vorgehalten und vorgespielt bekommt. Zweifel am<br />
Glauben und, man könnte sagen, der Glaube ans Zweifeln,<br />
an das konstruktive Mißtrauensvotum im Bereich des Gei-<br />
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